Mittlerweile berichteten Medien nicht mehr nur von Skandalen über gescheiterte Ehen, sondern auch von der Frage, was Paare zusammenhalte. Christen, so Meisner, glaubten daran, dass Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen habe, die sich gegenseitig ergänzten: "Insofern ruhen die Ehe und ihre Unauflöslichkeit auf Fundamenten, die dem Wechsel politischer und gesellschaftlicher Anschauungen vorgeordnet sind und nicht zu deren ‚Verfügungsmasse‘ gehören."
Der österreichische Forscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt habe herausgearbeitet, dass Menschen auf eheliche Dauerpartnerschaft angelegt seien und dies insbesondere zum Wohle ihrer Kinder. Die biblische Begründung für die Ehe finde sich in Matthäus 19,6 – was Gott verbunden habe, dürfe der Mensch nicht trennen. Der Theologe ergänzt: "Für uns Christen hat die Ehe noch eine größere Bedeutung. Denn die Heilige Schrift sagt uns, dass sich die liebevolle Erlösung der Menschen durch Jesus Christus unmittelbar auf ein tieferes Verständnis der Ehe auswirkt. An seiner Liebe zur Kirche und zur gesamten Menschheit soll die eheliche Liebesgemeinschaft teilhaben."
Ehe ist Teil der Liebe Gottes
Die Ehe sei nach christlicher Überzeugung eingebettet in die größere Liebe des Schöpfer- und Erlösergottes. Wenn man sie auf andere Fundamente baue, sei sie immer gefährdet durch die Wandelbarkeit solcher Wünsche. Auch weil ihr letztlich die Fundierung im Absoluten – nämlich in Gott – fehle: "Wie bei einem Bauwerk ist die Haltbarkeit der Ehe nicht gewährleistet, wenn man dieser ihr ureigenes verlässliches Fundament entzieht."
Vom Staat wünscht sich Meisner ein Bemühen, "möglichst stabile Verhältnisse für künftige Generationen in unserer Gesellschaft zu sichern". Der moderne Verfassungsstaat sei darauf angewiesen, dass der Wert der Ehe in unserer Gesellschaft aus Überzeugung verteidigt wird und nicht lediglich das Grundgesetz aufgesagt werde. Die Ehe aus Überzeugung zu verteidigen: Dazu leisteten hierzulande die christlichen Kirchen einen wichtigen Beitrag, "der ein Beitrag für die Zukunft von uns allen ist".
Der Autor Joachim Kardinal Meisner ist seit 1989 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kölner Kirchenprovinz. Zuvor war er von 1980 bis 1989 Bischof von Berlin. (pro)