Warum etwa glaubt der millionenschwere Fußballer Ze Roberto an Gott? Der Beitrag über ihn macht deutlich, dass für den eisenharten Verteidiger Gottes Wort eine Herzenssache ist. Auch der 17-jährige Jonas beschreibt in dem mit ihm geführten Interview den Prozess, wie es für ihn als jungen Menschen ist, mit Gott zu leben und welche Zweifel ihn trotzdem belasten.
Die 13-jährige Leonie Dorothea bekennt ganz offen, dass sie Gott als Helfer und Beschützer kennengelernt hat, während Schauspielerin Jasmin Tabatabai zugibt, dass sie "absolut an Gott glaubt", aber mit Religionen nicht wirklich viel anfangen kann. Andere Autoren versuchen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ihr Heil im Zen-Buddhismus zu finden.
Während Bruder Paulus sein Leben nicht von Gott trennen kann und er den Leser dazu ermutigt, auch im Glaubensleben verrückte Sachen zu tun, erläutert der Kabarettist Eckart von Hirschhausen, warum Austreten das Beste ist, was man mit einer Kirche machen kann. Der ehemalige Zuhälter Jo Scharwächter bekennt: "Betende Hände können nicht zuschlagen."
"Glaube darf auch unperfekt sein"
Der 16-jährigen Laura macht es dagegen Angst, wie wichtig Religion für die Menschen sein kann, während die Muslima Enise sich sicher ist, dass niemand glauben muss, "wenn er nicht überzeugt ist". Für die "Zeit"-Redakteurin Özlem Topcu darf der Glaube durchaus auch unperfekt sein. Die jüdische Autorin Shelly Kupferberg glaubt, dass jeder Mensch eine Art von Spiritualität in sich trägt, "auch wenn ich seit vielen Jahren nicht mehr in der Synagoge war".
Das Buch ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt von Glauben und Nichtglauben bei Christen, Juden, Muslime, Buddhisten und Menschen – vom Journalisten über eine 16-jährige Muslima, die ihr Kopftuch trägt, bis hin zur abergläubischen Schauspielerin.
Aus Sicht von Herausgeber Martin Dreyer beeinflusst die Frage nach dem Glauben alle anderen Lebensfragen. Auch die Gelegenheiten, bei denen sie auftaucht, ist bunt: beim Autounfall, in einer Depression oder auch wenn das Leben glatt läuft. Martin Dreyer selbst habe die verschlungenen Wege erlebt und mit 18 Jahren die Entdeckung gemacht, dass Gott existiert und dass er tatsächlich ein Interesse an jedem Einzelnen hat, schreibt er in dem Vorwort. Laut Umfragen glaubten heute noch mehr als 40 Prozent der Jugendlichen an Gott, schreibt Dreyer. Er verbinde mit dem Buch die Hoffnung, dass der Glaube an Gott in den Herzen der Menschen weiterlebt, Grenzen überwindet und auch Menschen prägt, die bisher sagen, dass eine Religion nicht in ihr Leben gehört.
Di Lorenzo: "Vor dem Essen wird still gebetet"
Den Schlusspunkt des farblich illustrierten Buches setzt "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Auch wenn der Glaube für ihn Privatsache ist, macht er eine interessante Beobachtung: "Seit einigen Jahren jedoch haben wir zu Hause etwas aufleben lassen, was lange verschüttet gegangenen war: Vor dem Essen wird still gebetet, auch wenn Gäste da sind. Sehr oft ist das der schönste Moment des Tages."
Die Kürze der Beiträge macht das Buch gut lesbar und regt dazu an, über viele Fragen nachzudenken. Der Herausgeber, Martin Dreyer, ist Gründer der "Jesus Freaks", einer christlichen Jugendbewegung, die versucht, konsequent den christlichen Glauben in die heutige Zeit zu übertragen. Dreyer hat diverse Bücher geschrieben, unter anderem eine Übertragung der Bibel in moderne Sprache: die "Volxbibel". Die letzte Seite des Buches ist nur mit einer Frage bedruckt: "Und woran glaubst Du?" (pro)
"Woran glaube ich? Ganz persönliche Antowrten zu Glaube und Religion, herausgegeben von Martin Dreyer, ISBN 978-3-407-75356-4, 17,95 Euro.