Wer regelmäßig Computer spielt, trifft 25 Prozent schneller Entscheidungen, ohne Abstriche bei der Genauigkeit, schreibt das "Wall Street Journal" und beruft sich auf unterschiedliche Universitätsstudien. Die geübtesten Spieler könnten sogar bis zu sechs Mal in der Sekunde Entscheidungen treffen. Das sei vier Mal schneller als der Durchschnitt.
"Videospiele verändern die Struktur des Gehirns", zitiert das Blatt C. Shawn Green, Psychologe an der University of Wisconsin. Dies gelte aber auch für andere Tätigkeiten wie Fahren, Lesen lernen oder Klavierspielen. Die Verbindung aus Konzentration und Belohnung durch Botenstoffe wie Dopamin stärke den Kreislauf im Gehirn, wie Sport die Muskeln kräftige. "Der Unterschied bei Spielen ist, dass diese ganz besonders ein Gefühl von Belohnung auslösen", stellt Green fest. Der Wissenschaftler erforscht, wie elektronische Spiele Fähigkeiten verändern.
Die öffentliche Debatte über Videospiele werde meist mit negativem Zungenschlag geführt, schreibt das "Wall Street Journal" und zitiert Joshua Lewis von der University of California, der 2.000 Computerspieler untersucht hat: "Viel Aufmerksamkeit ist darauf verschwendet worden, ob diese Dinger uns zu Killermaschinen machen. (…) Zu wenig Aufmerksamkeit hat bisher neben der Gewalt den einzigartigen und interessanten Eigenschaften von Videospielen gegolten."
Computerspiele fördern Kreativität
Fast jedes Computerspiel scheine die Kreativität von Kindern zu verbessern, hätten dem Bericht zufolge Forscher der Michigan State University in ihrem Projekt "Kinder und Technologie" herausgefunden. Eine dreijährige Studie mit 491 Schülern belege: Je mehr Zeit Kinder mit Computerspielen verbringen, desto besser schneiden sie bei einem standardisierten Kreativitätstest ab.
Allerdings hätten die Spiele auch Nachteile, schreibt das "Wall Street Journal". So zeigten Gehirnuntersuchungen der Indiana University, dass brutale Videospiele schon nach einer Woche die Hirnfunktion gesunder junger Männer beinträchtigen können. Gehirnregionen, die für emotionale Kontrolle verantwortlich sind, würden weniger beansprucht. Darüber hinaus hätten andere Studien eine Verbindung zwischen regelmäßigen Spielen und Übergewicht, Introversion und einem Hang zu Depressionen hergestellt.
"Forscher haben bisher noch keine Lernsoftware entworfen, die so einnehmend ist wie Action-Spiele", stellt das Blatt fest. Ohne diese intensive Beteiligung würden sich die Hirnkreisläufe kaum verändern, glaubten die Wissenschaftler. "Es kommt vor, dass Spiele mit positiven Lerneffekten auch gewaltsam sind. Wir wissen nicht, ob die Gewalt eine Rolle spielt oder nicht", wird die Neurowissenschaftlerin Daphne Bavelier zitiert. "Aber wir hoffen, dass es nicht so ist." (pro)