Die Sozialdemokratin Kraft erklärt, dass sie als Kind "sehr religiös" erzogen und stark von ihrer Oma geprägt worden sei. Dazu habe auch der sonntägliche Kirchgang gehört. Als junge Frau habe sie dann "immer mehr die Standpunkte der katholischen Kirche in Frage gestellt" und sich schließlich zum Austritt aus der Kirche entschieden. Dennoch sei sie "immer Christin geblieben".
Starker Akteur in der gesellschaftlichen Debatte
Nach der Konversion zum Protestantismus steht für sie fest, dass sie dort mit vielen anderen Leuten ihren Glauben leben könne: "Und ich sehe die evangelische Kirche als einen sehr starken Akteur in der gesellschaftlichen Debatte." Die 50-Jährige ist davon überzeugt, dass der Tod nicht das Ende ist: "Körperlich schon, aber mit Seele verbinde ich etwas Überdauerndes."
Sie stellt sich vor, dass ihr verstorbener Vater von oben auf sie herab schaue und darauf achte, dass Sie die richtigen Wege einschlage und "auch ein paar Puzzle-Steine zurecht legt". Kraft glaubt zudem, dass jeder Mensch eine Aufgabe hat: "Die müssen wir finden, wer sich anstrengt und alles gut absolviert, auf den wartet im übertragenen Sinne der Himmel. Zumindest lässt einen das Wissen um die gute Erfüllung ’seiner‘ Aufgabe zufrieden einschlafen", vermutet die NRW-Ministerpräsidentin.
Den angefangenen Satz "Liebe ist…" vollendet die Politikerin mit den vier Worten "…Ausgangspunkt, Weg und Ziel!" Weil sie mit Ehemann Udo ihren Sohn in Neuseeland besucht, wird sie an keinem Weihnachtsgottesdienst teilnehmen. "Man kann Gott auch außerhalb der Kirche nahe sein", so Kraft.
"Es gibt keinen Fußball-Gott"
Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, bekennt seinen Glauben an den "echten" Gott. Einen Fußballgott gibt es aus seiner Sicht nicht: "Jede höhere Instanz muss neutral sein, es wäre frevelhaft anzunehmen, Gott würde sich auf die Seite eines Vereins schlagen."
Watzke selbst bezeichnet sich als gläubigen Katholik. Er versuche öfter den Gottesdienst zu besuchen: "Der Fußball steht dem leider am Wochenende oft im Weg. Aber es ist in meinen 52 Jahren, glaube ich, nie vorgekommen, dass ich an Weihnachten die Christmette verpasst habe." Er sei nicht "klassisch fromm", habe aber ein christliches Wertebild, "dem ich im Alltag gerecht zu werden versuche. Dazu gehört der Respekt vor anderen Menschen, Bereitschaft, jemandem zur Versöhnung die Hand zu reichen". Für ihn ist Liebe "vor allem von tiefem Vertrauen geprägt".
In der Serie des "Bild"-Redakteurs Wilfried Pastors soll in Kürze auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, zu Wort kommen. (pro)