Unter dem Stichwort "Kinderbibel" findet man beim Onlinebuchhändler 146 Artikel, darunter Bibeln zum Vor- oder Selbstlesen, Comics, Bilderbücher und Hörbücher. Es gibt eine Bibel zum Selbstgestalten, ein Bibelwimmelbuch und zahlreiche "erste", "bunte" oder "große" Kinderbibeln. Einige wenige Prominente wie Dagmar Berghoff, Sybil Gräfin von Schönfeldt und Theologen wie Margot Käßmann oder der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu haben die Bibel für Kinder erzählt. Bibeln für junge Leute gibt es außerdem als Comic oder mit begleitender DVD.
Die Deutsche Bibelgesellschaft und das Evangelische Literaturportal, der Dachverband der evangelischen öffentlichen Büchereien in Kirchengemeinden und Krankenhäusern in Deutschland, haben gemeinsam die Broschüre "Empfehlenswerte Kinderbibeln" herausgegeben. In diesem Jahr wurde das Themenheft überarbeitet und neu aufgelegt. Mitarbeiter der Deutschen Bibelgesellschaft, der regionalen Bibelgesellschaften, des Borromäusvereins und des Evangelischen Literaturportals haben etwa 70 Bibeln gesichtet, beurteilt und besprochen.
Was macht eine gute Kinderbibel aus?
"Gute Kinderbibeln sind wie Brücken zwischen Kind und Bibel. Gute Kinderbibeln helfen Kindern und Jugendlichen die Botschaft der Bibel von Glaube, Liebe und Hoffnung mit ihrem Alltag und ihrer Lebenswelt in Verbindung zu bringen", heißt es in der Einleitung der Broschüre.
Gute Kinderbibeln zeichnen sich durch eine ästhetisch ansprechende Aufmachung aus. Der Hinweis auf die Originaltexte gehöre ebenso wie ein aussagekräftiges Inhaltsverzeichnis zu einer guten Kinderbibel. Eines der wichtigsten Kriterien ist Sprache, aber auch Auswahl der Texte. Die Theologen prüften, ob Satzbau und Sprache für die jeweilige Altersgruppe verständlich und angemessen ist. Übersetzt oder erläutert die Ausgabe biblische Kernbegriffe in theologisch und pädagogisch verantwortlicher Weise?
Die Textauswahl entscheidet mit über das Gottes-, Jesus-, Menschen- und Weltbild, das die Kinderbibel vermittelt. "Zusammenhängende Erzählungen, poetische und prophetische Texte, Abschnitte aus allen vier Evangelien und Abschnitte aus den neutestamentlichen Briefen gehören zu einer empfehlenswerten Bibelbearbeitung", schreiben Michael Landgraf und Christoph Melchior, zwei der "Bibelprüfer", in der Einführung der Broschüre.
Auf erfundene Augenzeugen verzichten?
Problematisch bei Bibeln für Heranwachsende seien "moralische Wertungen" oder "historisierende Ausschmückungen", erläutern die Theologen. Auch nicht klar abgegrenzte fiktive Rahmenerzählungen oder als vermeintliche Augenzeugen eingeführte Identifikationsfiguren, besonders wenn für sie biblische Namen verwendet würden, könnten bei Kindern Verwirrung stiften und das Verständnis der biblischen Erzählungen erschweren.
Allwissende Erzähler, die scheinbar "mehr wissen als in der Bibel steht und genau schildern, was Gott denkt, fühlt und vorhat", werden von den Autoren nicht empfohlen. Weiteres wichtiges Kriterium sind die verwendeten Bilder, denn diese wirken oft intensiver als der Text. Abbildungen können die Vorstellung von Gott und Jesus, den Menschen und der Welt nachhaltig bestimmen. "Die Bildaussage muss theologisch und künstlerisch begründet sein", so Landgraf und Melchior.
Grundsätzlich sei es empfehlenswert, dass Kinder unterschiedliche Kinderbibeln kennenlernen und die Bilder und Texte miteinander vergleichen können: "Auf diese Weise erfahren sie, dass es verschiedene Zugänge zu den biblischen Geschichten und Texten gibt, und dass es spannend ist, die Bibel immer wieder neu zu lesen und zu interpretieren."
19 der 70 geprüften Bibeln für Kinder und Jugendliche haben es in die Broschüre geschafft. Jede Ausgabe wird auf einer Seite bewertet, auf der zweiten Seite ist eine Beispielseite aus der vorgestellten Bibel abgebildet. Dadurch kann sich der Leser ein eigenes Bild von Sprache und Bildern machen.
Die Broschüre "Empfehlenswerte Kinderbibeln" gibt einen Einblick in die Vielfalt, aber auch die Unterschiedlichkeit von Kinderbibeln. Sie kann Eltern und Erziehenden eine gute Hilfestellung beim Kauf sein. (pro)
