"Wir sind heute durch ein hochoffizielles Schreiben von dem Rücktritt informiert worden", sagte Markus Kremser, Sprecher des Bistums Augsburg, am Donnerstag laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa. Die Diözese gehört zu den 14 Gesellschaftern des "Weltbild"-Verlags. Donaubauer ist auch Finanzdirektor der Diözese. Das Unternehmen ist zudem an einem Tochterunternehmen beteiligt, das Buchhandlungen unter verschiedenen Markennamen betreibt, neben den Weltbild-Läden zählen dazu auch die Hugendubel-Filialen. Zu den "Weltbild"-Gesellschaftern gehören insgesamt zwölf deutsche Bistümer, die katholische Soldatenseelsorge Berlin und der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD).
Wie dpa am Samstag meldete, soll sich der Rat der Deutschen Bischöfe an diesem Montag soll mit dem Thema befassen. Gegenüber der "Welt am Sonntag" sagte der Kölner Kardinal Meisner im Hinblick auf den Weltbild-Verlag: "Wir müssen uns radikal davon trennen. Dafür gibt es für mich keine Alternative." Ein so großes Unternehmen lebe von der Expansion und könne gar nicht "ganze Sparten der Druckindustrie" aussparen, wenn es nicht untergehen wolle. Es sei für Bischöfe nicht angemessen, Eigentümer eines derartigen Großunternehmens zu sein. "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen."
Ende Oktober hatte der Weltbild-Verlag für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, weil er in seinem Internetsortiment auch Bücher mit pornografischem Inhalt anbot. Das Lesen von Erotikliteratur passt jedoch nicht ins Weltbild der katholischen Kirche, die sich gegen die Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts ausspricht. Anfang November hatte Papst Benedikt XVI. ein entschiedenes Vorgehen der deutschen Bischöfe gegen Pornographie und Prostitution gefordert und damit auch auf die Vorwürfe gegen den "Weltbild"-Verlag reagiert. Es sei an der Zeit, Prostitution und die "Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet, energisch einzuschränken", sagte der Papst in Rom am Rande eines Empfangs, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Auch werde der Heilige Stuhl darauf achten, "dass der notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt".
"Weitere konkrete Schritte beraten"
Der Rücktritt Donaubauers dürfte nicht die einzige Konsequenz der Diskussion um das Erotik-Angebot sein, vermutet dpa. Er könne "sicher nur als eine erste persönliche Konsequenz verstanden werden", hieß es in einer Mitteilung der Diözese Augsburg. "Auf der Sitzung des Ständigen Rates der deutschen Bischöfe Anfang nächster Woche müssen dazu weitere konkrete Schritte beraten werden, die der Komplexität der Unternehmensgruppe Weltbild angemessen sind."
Die Kölner Erzdiözese hatte sich schon 2008 von dem Unternehmen zurückgezogen, berichtet "Welt Online". Sie habe ihre Anteile an den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) übertragen, der der größte Gesellschafter ist. Diese Übertragung der Anteile schließt auch das Gewinnbezugsrecht sowie alle Genussrechte ein, was bedeutet, dass Köln keine Gewinne daraus erzielt. Entsprechend zeigte die von Kardinal Joachim Meisner geleitete Erzdiözese als bislang erstes Bistum öffentlich Verständnis für die Kritik an dem Erotik- und Esoterik-Angebot des kircheneigenen Unternehmens. "Diese Kritik ist berechtigt und nachvollziehbar", hieß es in Köln. Dynamik erhalte, so "Welt Online", die Debatte durch den Umstand, dass "Weltbild" zusammen mit dem Holtzbrinck-Konzern am Verlag Droemer Knaur beteiligt sei, dem die Produktion von Pornografie vorgeworfen werde – was die Geschäftsleitung des Unternehmens allerdings vehement dementiert habe.
Der katholische Medienexperte Eckhard Bieger beklagt laut "Welt Online" die fehlende katholische Kompetenz im "Weltbild"-Verlag. Er beschreibt die "Arbeitsteilung bei ‚Weltbild’" so: "Die Inhalte sind weltlich, der Besitzer ist die Kirche." Während "Welt Online" kommentiert: "Offensichtlich ist hinter den Kulissen schon ein heftiger Disput entbrannt, wie man sich als Kirche von dem ‚Weltbild‘-Makel befreien kann, ohne viel Geld zu verlieren." (pro/dpa)