"Norwegen hat vor einigen Jahren ein Betreuungsgeld eingeführt und es hat sich gezeigt, dass gerade bildungsferne Eltern dieses Betreuungsgeld in Anspruch nehmen, deren Kinder würden aber am allermeisten vom Krippenbesuch profitieren. Insofern ist es wichtig, Anreize zu bieten, dass Kinder in die Krippe gehen, sonst kann das Betreuungsgeld für Eltern zur Verdummungsprämie für die Kinder werden und das sollten wir vermeiden", erklärte Dräger in dem WDR-Beitrag.
Diskriminierend und sachlich falsch
Der Beitrag beschäftigte sich mit Pro und Kontra der staatlichen Unterstützung der Kinderbetreuung. Auf der einen Seite steht die finanzielle Unterstützung des Staates für Krippenplätze bei unter Dreijährigen, auf der anderen Seite das Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro monatlich für die Erziehung zu Hause. Drägers Äußerung ist aus Sicht der Verbände diskriminierend und sachlich falsch, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des "Verbandes der Familienfrauen und -männer", der "agens e.V. – Mann und Frau MITeinander", des "Familiennetzwerk" und der "Initiative Familienschutz".
Gerade Kinder aus Problemfamilien verschlechterten sich in den ersten drei Jahren durch einen ganztägigen Krippenaufenthalt. Die emotionale Versorgung der Kinder durch ihre Eltern sei in den ersten drei Jahren wünschenswert und sollte in Risikofamilien, die im Übrigen in allen Schichten vorkämen, professionell in und mit der Familie begleitet werden, wünschen sich die Unterzeichner.
"In Vertretung tausender von Eltern fordern wir die Bertelsmann-Stiftung auf, sich von den Äußerungen Jörg Drägers zu distanzieren. Hier werden wieder einmal alle Eltern in Deutschland unter den Generalverdacht gestellt und man spricht ihnen pauschal ihre Erziehungsfähigkeit ab. Herr Dräger geht sogar soweit, das diesen Kindern, die nicht in staatlichen Institutionen erzogen werden, eine ‚Verdummung‘ drohe, sollten sie unter der Fürsorge ihrer Eltern stehen", empören sich die Vorsitzenden der jeweiligen Verbände.
Ein Affront für viele Eltern
Für zigtausende von Eltern in Deutschland, die sich täglich mit viel Liebe, Zeit und Geld um ihre Kinder kümmern, sei dies ein Affront. All diese Eltern verdienten den gleichen Respekt und auch das gleiche Geld wie all die anderen Eltern, die aus den vielfältigsten Gründen ihre Kinder in eine aus Steuergeldern hoch subventionierte Krippe geben. Die Unterzeichner verweisen auf eine Studie aus dem Jahr 2007, die die mangelnde Qualität vieler Krippenplätze herausgestellt habe. "Auf gar keinen Fall kann eine Krippe jedoch das bieten, was Eltern in den ersten drei Lebensjahren ihres Kindes aufbringen: Liebe und Zeit als Voraussetzung dafür, dass Bildungsinhalte von den Kindern überhaupt aufgenommen werden können." (pro)