Die Frage drängte sich nahezu auf: "Frau Süssmuth, hätten Sie den Papst im Bundestag sprechen lassen?" wollte der Moderator Volker Panzer von der ehemalige Bundestagspräsidentin und Katholikin Rita Süssmuth wissen. Die fand die Rede des Kirchenoberhaupts am Freitag zwar "gekonnt" und "klug", sie selbst hätte den Papst aber nicht eingeladen, denn der Papst habe als Vertreter der Kirche, nicht des Vatikanstaates im Bundestag gesprochen. "Wenn der Repräsentant der Katholiken im Bundestag auftritt, gilt das auch für die anderen Religionsgemeinschaften." Süssmuth sieht in der Papstrede einen ersten Schritt neu zu überlegen, ob nur politische Persönlichkeiten im Bundestag auftreten sollten. Die Unfehlbarkeit des Papstes hält sie für eine geschichtliche Erfindung. Präses Schneider, Vorsitzender der evangelischen Kirche in Deutschland, sei für sie eine ebenso wichtige Persönlichkeit wie der Papst, sagte sie.
Andreas Englisch dagegen zeigt sich sehr überzeugt vom Papsttum und nannte es "einen Segen". Der Journalist berichtet seit 1987 aus Rom und begleitet seit 16 Jahren Päpste bei ihren Reisen im Flugzeug. Er selbst wurde vom "Papstkritiker" zum "Papstverehrer". Papst Benedikt XVI. habe zu Beginn seiner Amtszeit zwar sehr schwere Fehler gemacht, etwa als er die Exkommunikation des Holocaustleugners Richard Williams aufhob. Nun sei er aber "wirklich Papst" und wisse mit seinem Amt umzugehen. Von Papst Johannes Paul II. zeigte sich Englisch tief beeindruckt. Dieser habe einen wesentlichen Anteil zur Veränderung Europas und zum Mauerfall beigetragen, sagt er.
Arnd Brummer, Chefredakteur von "Chrismon", sieht darin jedoch keine Legitimierung des Papsttums. Es gebe in den christlichen Kirchen eine Übereinstimmung der Botschaft der Liebe, der Gerechtigkeit und der Hoffnung. "Die Exponenten handeln hoffentlich entsprechend, egal ob evangelisch oder katholisch. Das finde ich als Christ aber selbstverständlich. Das legitimiert nicht das Papsttum", sagte er. Zwischen deutschen Katholiken und Protestanten sieht Brummer keine großen Unterschiede: "Die Katholiken in weiten Flächen Deutschlands und Mitteleuropas lebten nach reformatorischer Theologie", sagt er. Deutsche Katholiken und Protestanten würden sich weniger voneinander unterscheiden als von Pfingstgemeinden. Protestanten hätten kein Problem mit der Bezeichnung "katholisch", viel mehr mit "römisch", da es für Zentralisierung und Hierarchisierung stehe.
"Traditioneller Katholizismus ist wieder chic, vor allem zur Unterscheidung von den vielen, die bereit seien, auf die Welt einzugehen ", davon ist Detlef Pollack, Religionssoziologe und Autor des Buches "Rückkehr des Religiösen?", überzeigt. Der Katholizismus sei lebendig, vor allem bei den Laien. Dabei spiele das "magische Moment" eine große Rolle: "Man meint, das Heilige in der Liturgie oder in der Nähe zum Priester erfahren zu können", erklärt er. Als Indiz dafür nennt er die Papstbegeisterung. In der Begegnung mit dem Stellvertreter Gottes auf Erden würden die Gläubigen eine Aufwertung ihrer Person erfahren. Er ist überzeugt: "Immanenz und Transzendenz zusammenzubringen ist eine Fähigkeit der katholischen Kirche." Darin sieht er zugleich auch ein Problem der evangelischen Kirche.
Für den Schriftsteller Andreas Altmann ist die katholische Kirche vor allem eines nicht: moralische Anstalt. Aufgewachsen in Altötting, einem katholischen Wallfahrtsort, bezeichnet er sich selbst als "misshandelten Katholiken", seinen Geburtstort als "Brutstätte der Bigotterie". Das Christentum habe die blutrünstigste aller Spuren durch die Jahrtausende gezogen und sämtliche "Rendezvous mit der Geschichte", mit Hitler, Franco und Mussolini, "vergeigt". Deshalb sei die katholische Kirche für ihn überhaupt nicht in der Position, als moralische Anstalt in der Öffentlichkeit aufzutreten. Sie selbst habe dafür zu viel "Dreck am Stecken". Das Christentum beginne mit dem Schlachten am Kreuz und sei schon deshalb aggressiv. Auch der Ausspruch Jesu "Ich bin die Wahrheit" schreie geradezu nach Krieg. "Wut wird mich bis zum Schluss begleiten", sagt er, und: "Ich finde die Entwicklung der katholischen Kirche gut, es geht bergab".(pro)
Andreas Englisch dagegen zeigt sich sehr überzeugt vom Papsttum und nannte es "einen Segen". Der Journalist berichtet seit 1987 aus Rom und begleitet seit 16 Jahren Päpste bei ihren Reisen im Flugzeug. Er selbst wurde vom "Papstkritiker" zum "Papstverehrer". Papst Benedikt XVI. habe zu Beginn seiner Amtszeit zwar sehr schwere Fehler gemacht, etwa als er die Exkommunikation des Holocaustleugners Richard Williams aufhob. Nun sei er aber "wirklich Papst" und wisse mit seinem Amt umzugehen. Von Papst Johannes Paul II. zeigte sich Englisch tief beeindruckt. Dieser habe einen wesentlichen Anteil zur Veränderung Europas und zum Mauerfall beigetragen, sagt er.
Arnd Brummer, Chefredakteur von "Chrismon", sieht darin jedoch keine Legitimierung des Papsttums. Es gebe in den christlichen Kirchen eine Übereinstimmung der Botschaft der Liebe, der Gerechtigkeit und der Hoffnung. "Die Exponenten handeln hoffentlich entsprechend, egal ob evangelisch oder katholisch. Das finde ich als Christ aber selbstverständlich. Das legitimiert nicht das Papsttum", sagte er. Zwischen deutschen Katholiken und Protestanten sieht Brummer keine großen Unterschiede: "Die Katholiken in weiten Flächen Deutschlands und Mitteleuropas lebten nach reformatorischer Theologie", sagt er. Deutsche Katholiken und Protestanten würden sich weniger voneinander unterscheiden als von Pfingstgemeinden. Protestanten hätten kein Problem mit der Bezeichnung "katholisch", viel mehr mit "römisch", da es für Zentralisierung und Hierarchisierung stehe.
"Traditioneller Katholizismus ist wieder chic, vor allem zur Unterscheidung von den vielen, die bereit seien, auf die Welt einzugehen ", davon ist Detlef Pollack, Religionssoziologe und Autor des Buches "Rückkehr des Religiösen?", überzeigt. Der Katholizismus sei lebendig, vor allem bei den Laien. Dabei spiele das "magische Moment" eine große Rolle: "Man meint, das Heilige in der Liturgie oder in der Nähe zum Priester erfahren zu können", erklärt er. Als Indiz dafür nennt er die Papstbegeisterung. In der Begegnung mit dem Stellvertreter Gottes auf Erden würden die Gläubigen eine Aufwertung ihrer Person erfahren. Er ist überzeugt: "Immanenz und Transzendenz zusammenzubringen ist eine Fähigkeit der katholischen Kirche." Darin sieht er zugleich auch ein Problem der evangelischen Kirche.
Für den Schriftsteller Andreas Altmann ist die katholische Kirche vor allem eines nicht: moralische Anstalt. Aufgewachsen in Altötting, einem katholischen Wallfahrtsort, bezeichnet er sich selbst als "misshandelten Katholiken", seinen Geburtstort als "Brutstätte der Bigotterie". Das Christentum habe die blutrünstigste aller Spuren durch die Jahrtausende gezogen und sämtliche "Rendezvous mit der Geschichte", mit Hitler, Franco und Mussolini, "vergeigt". Deshalb sei die katholische Kirche für ihn überhaupt nicht in der Position, als moralische Anstalt in der Öffentlichkeit aufzutreten. Sie selbst habe dafür zu viel "Dreck am Stecken". Das Christentum beginne mit dem Schlachten am Kreuz und sei schon deshalb aggressiv. Auch der Ausspruch Jesu "Ich bin die Wahrheit" schreie geradezu nach Krieg. "Wut wird mich bis zum Schluss begleiten", sagt er, und: "Ich finde die Entwicklung der katholischen Kirche gut, es geht bergab".(pro)