Hintze: „Gott schaut immer hin.“

Wo war am 11. September Gott? Angesichts der entsetzlichen Bilder der Terroranschläge darf die Frage wohl erlaubt sein. Die Berliner Boulevardzeitung B.Z. stellte sie dem ehemaligen CDU-Generalsekretär und heutigem Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Peter Hintze. Und der war um keine Antwort verlegen.
Von PRO

Hintze erfuhr die Nachricht von der Katastrophe im Bundestag. "Wir waren fassungslos, fühlten grenzenlose Ohnmacht, Trauer. Und den Wunsch, der Familie nahe zu sein. Jeder rief zu Hause an. Es gab ein Bedürfnis nach Vergewisserung, dass bei uns alles in Ordnung ist. Es wusste ja niemand, ob sich der Terror nicht fortsetzt", berichtet er. Der 11. September 2001 sei ein Schicksalstag für die westliche Zivilisation: Am Scheideweg habe sie ihre Entscheidung für eine freiheitliche und offene Gesellschaft erneuert. "Und er ist Ausdruck für das absolute Böse. Die Konfrontation damit hat mein Gefühl dafür bestärkt, wie wichtig es ist, für das Leben, die Freiheit und die Menschlichkeit einzutreten."

Auf die Frage nach dem dem "absolut Bösen" antwortet Hintze: "Das Ja zum Leben ist das Gute. Gewalt, die zu Leid und Tod führt, ist das absolute Böse. Wer das Leben liebt, muss sich hier aufgerufen fühlen." Damit nicht zufrieden hakt der B.Z.-Reporter nach und will wissen, ob Hintze als Christ bei solchen Bildern Gottes Ratschluss hinterfragt. "Nein", antwortet Hintze. "Nach meiner Glaubensüberzeugung sind wir Menschen für unser Schicksal und das Leben auf unserer Erde selbst verantwortlich. Das Gebet zu Gott kann uns die Kraft geben, solche schlimmen Ereignisse zu überstehen."

Auf den Einwand, mancher habe das Gefühl, Gott hätte an diesem Tag weggeschaut, sagt Hintze: "Gott schaut immer hin. Aber er hat den Menschen die Freiheit zum Handeln gegeben, auch die Freiheit zum Bösen. Mit dem Bösen müssen wir uns auseinandersetzen. Es hat auch in der deutschen Geschichte dramatische Tiefpunkte gegeben. Doch dafür sind allein wir Menschen verantwortlich." Von Gott komme die Kraft, damit umzugehen und die Zuversicht."

Zum Thema Vergebung für die Taten des 11. Septembers macht der Theologe deutlich, dass nach dem christlichen Glauben Vergebung Reue voraussetzt. "Es ist eine traurige Erkenntnis, dass es die nicht gibt in diesem Falle." Die Geschichte der Menschheit zeige, dass jeder Glaube in der Gefahr steht zu pervertieren. Die Stärke einer jeden Religion erweise sich darin, dass sie diese Perversionen erkennt und isoliert. "Da hat sich seit 9/11 auf muslimischer Seite viel getan, die Sensibilität ist gewachsen. Wichtig ist zu erkennen: Fanatismus ist ein Menschheitsthema und nicht das Thema einer bestimmten Religion." (pro)

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