Die „Hochburg der Gespenster“

"Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los." Frei nach dem "Zauberlehrling"-Zitat des Dichters Johann Wolfgang Goethes hat sich Andreas Stamm, Redakteur des ZDF-Auslandsjournals, im Rahmen der Sendung auf Gespensterjagd begeben. Dem Bericht zufolge gilt Großbritannien als "Hochburg der Gespenster".
Von PRO

In der Sendung macht der Journalist einige Selbstversuche: So pendelt er
gemeinsam mit Mitgliedern der Organisation "Haunted Happenings", die
Gespensterjagden in ganz Großbritannien durchführen, und beteiligt sich
am "Tischerücken". Außerdem nimmt Stamm an einer Geisterbeschwörung
teil. Während der Journalist in einem völlig abgedunkelten Raum sitzt,
ruft die Gruppe im Nachbarraum "böse Geister" an. Auf diese Weise möchte
Stamm herausfinden, ob die Gruppe mit Hilfe der Geister Kontrolle über
seine Seele erlangen kann. Das Ergebnis bleibt in dem Beitrag im
Dunkeln.



"Für viele der in dem Beitrag dargestellten Phänomene gibt es natürliche und konventionelle Erklärungen. Vor allem die Parapsychologen haben herausgefunden, dass häufig ein unbewusstes Handeln der Beteiligten stattfindet, das diese gar nicht wahrnehmen", erläutert Claudia Knepper, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin, im Gespräch mit pro.

Es glauben mehr Menschen an Geister als an Gott



Die Zahlen für Großbritannien sind erschreckend: Das Land hat laut ZDF-Beitrag die meisten Geistersichtungen weltweit. Jeder zweite Brite will schon einmal einen Geist gesehen haben. Die Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt. Zwei Drittel aller Briten glauben demnach an Geister. Dies sind mehr Menschen, als in dem Land an Gott glauben.


Jeder zweite Brite hat Angst vor verwunschenen Häusern: Auch damit sind die Bewohner der Insel absolute Weltspitze. Bei Frauen tritt das Phänomen einer Geistersichtung fast doppelt so häufig auf wie bei Männern. Andreas Stamm hinterfragt, ob es sich bei dem Erlebten um Späße einer "Gauklertruppe" oder um die Realität handelt.



"Es ist vor allem der Reiz des Unerklärbaren in einer rationalistisch geprägten Welt, das die Menschen fasziniert", sagt EZW-Mitarbeiterin Knepper. "Viele Menschen in der säkularen Welt haben eine Sehnsucht, zu wissen, was nach dem Tod passiert und suchen in solchen Praktiken eine Gewissheit."



Die Erwartung, dass etwas passieren kann

Aus wissenschaftlicher Sicht, so der ZDF-Beitrag, sei für Spukverhältnisse die Erwartung entscheidend, dass etwas passieren könnte: "Man konzentriert sich auf die Umgebung und nimmt Dinge wahr, die sonst nicht vorkommen könnten." Dies steigere die Angst und die jeweilige Person konzentriere sich noch mehr. Je sensibler die Person sei, desto heftiger falle die Reaktion, bis hin zu Halluzinationen, aus.

Der ZDF-Journalist bekennt, dass im Rahmen der Recherche auch seine eigenen Überzeugungen ins Wanken geraten sind: "Ich habe Dinge erlebt, die ich nicht erklären kann. Doch an Geister glaube ich deswegen noch lange nicht. Vielleicht fehlt mir einfach die Antenne fürs Übersinnliche. Glauben oder nicht glauben. Das bleibt hier die Frage", sagt Stamm.

Verweis auf Luthers "Wir sind des Herrn"


Pfarrer Heiko Ehrhardt, der Beauftragte für Weltanschauungsfragen im Kirchenkreis Wetzlar, warnt im Gespräch mit pro: "Die Bibel unterscheidet sehr deutlich zwischen dem guten Geist Gottes und jeder anderen Form von Geistern. Insofern kann es aus christlicher Sicht keine Beteiligung an Seancen oder Ähnlichem geben. Theologisch ist das deutlich abzulehnen."



Aus der praktischen Arbeit und seelsorgerischen Gesprächen weiß er: "Der gesamte okkulte Bereich ist angstbesetzt. Diejenigen, die meinen, Geister beherrschen zu können, haben häufig tiefsitzende Ängste. Deshalb wollen die Menschen die Geister beherrschbar machen." Aus seiner Sicht sollte deswegen jeder Seelsorger verdeutlichen, "dass der christliche Glaube frei macht und dass diejenigen, die auf Gott vertrauen, keine Angst haben müssen – vor nichts und niemand. Luthers Ausspruch ‚Domini sumus‘ (deutsch: ‚Wir sind des Herrn‘) mache dies deutlich." (pro)

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