Es sind besonders die zahlreichen ehrenamtlichen Sängerinnen und Sänger, die derzeit enttäuscht auf die Berliner Wuhlheide schauen und an das denken, was ihr großer Auftritt hätte werden können. Am kommenden Sonntag sollten sie gemeinsam mit der Starbesetzung um Bahar Kizil und Michael Eisenburger 15.000 Menschen in dem Amphitheater begeistern. Wie in dieser Woche bekannt wurde, werden viele von ihnen diesen Abend nun wohl eher vorm Fernseh-Tatort auf der heimischen Couch verbringen. Die Aufführung ist abgesagt, ein Ausweichtermin noch nicht bekannt. Nur 1.700 Tickets konnten die lokalen Veranstalter, der Verein "unifireplan", verkaufen. Zu wenige für die bekannte Konzertlocation Wuhlheide.
Dass das Pop-Oratorium "Die 10 Gebote" ausgerechnet in Berlin scheitert, mutet eigenartig an, schließlich feierte das Stück bundesweit große Erfolge. Die Uraufführung im Januar 2010 war restlos ausverkauft, sodass sogar die Generalprobe für Zuschauer zugelassen wurde. Auch beim Dresdner Kirchentag mischte Dieter Falks Team mit. 1.000 Sänger wollte man ursprünglich für Berlin finden, 500 sind es letztendlich geworden. Das Mitwirken der Amateure gehört zum Konzept der "10 Gebote"-Aufführungen. In Dortmund sangen 2.500, in Dresden 1.250. Auch mit weniger Mitstreitern hätte man das Stück auf die Bühne bringen können. Aber der Verlust durch die fehlenden Eintrittsgelder wäre in Berlin wohl zu groß gewesen.
Kein Geld zurück für Sänger
"Vielleicht liegt es daran, dass so wenige Menschen in Berlin glauben", versucht sich der Vorstand von "unifireplan", Jürgen Hemerka, gegenüber pro an einer Erklärung für das Scheitern. Auf jeden Fall wolle man nun eine Ersatzveranstaltung "aus dem Boden stampfen" – im kleineren Rahmen. Nicht nur die kurzfristige Absage sorgt bei einigen der angemeldeten Sänger für Unmut, wie der "Facebook"-Seite der "10 Gebote" zu entnehmen ist. Denn die Teilnahme kostet Zeit und Geld. Für Einzelanmeldungen mussten die Musiker zwischen 64 und 79 Euro hinlegen, für Choranmeldungen 54 bis 69 Euro. Zudem reisten viele für die Proben extra aus anderen Städten an. Zurückzahlen will der Veranstalter die Teilnahmegebühr zunächst nicht. Bei der Ersatzveranstaltung könnten die Sänger dann schließlich auftreten.
Einen Termin dafür gibt es aber noch nicht und auch was die Organisation und Planung des Ganzen angeht, hüllt sich der Veranstalter derzeit in Schweigen. Ein weiterer Haken: Derweil gab die "Creative Kirche", die die musikalische Umsetzung der einzelnen Oratoriums-Aufführungen aus der Ferne betreut, bekannt, dass sie eine weitere Vorstellung in Berlin aus zeitlichen Gründen nicht betreuen kann. Das bedeutet wohl: Ein Nachholtermin wird ohne die berühmte Besetzung um Bahar Kizil und Co. stattfinden. Und obwohl Hemerka von "unifireplan" derweil darauf beharrt, von den Sängern nur positives und ermutigendes Feedback zu bekommen, scheint ein Kommentar auf der "Facebook"-Seite doch auszudrücken, was sich viele der Teilnehmer derzeit denken: "Eigentlich hätte ich unseren ‚Sängereintritt‘ und die 6 Karten unserer Familie dann lieber in die Hungerregionen unserer gemarterten Welt gespendet." (pro)