„Wir engagieren uns!“ – Christen im Ehrenamt

Ehrenamtliche Arbeit bildet ein wichtiges Fundament für die Gesellschaft und ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Nach wie vor engagieren sich besonders Christen häufig im Ehrenamt. Doch nicht immer wird ehrenamtliches Engagement unterstützt. Das Christliche Medienmagazin pro wirft im "Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011" einen Blick auf die Entwicklung der ehrenamtlichen Arbeit in Deutschland.
Von PRO

"Ohne ehrenamtliches Engagement würde es keine Sportvereine, keine sozialen Einrichtungen, keine Unterstützung für notleidende bedürftige Menschen geben", lautet ein Statement des Ex-Tennisspielers Michael Stich auf der Homepage des "Deutschen Engagementpreises". In Deutschland sind 36 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren gesellschaftlich aktiv, das geht aus einer Untersuchung  des Ministeriums für Familie, Senioren und Jugend hervor. Im sogenannten "Freiwilligensurvey" wurde von 1999 bis 2009 die Freiwilligenarbeit in Deutschland beobachtet und Trends im freiwilligen Engagement herausgearbeitet. Laut der Studie haben sich 2009 die Deutschen mit 10,1 Prozent am häufigsten im Bereich Sport und Bewegung engagiert. Danach folgen mit jeweils 6,9 Prozent die Einsatzorte Schulen und Kindergärten, sowie Kirche und Religion.

2011 ist das "Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven Bürgerschaft".  Ins Leben gerufen wurde das Jahr von der Europäischen Kommission. Mit dem speziell dem Ehrenamt gewidmeten Projekt soll die Freiwilligentätigkeit gefördert, Freiwilligenorganisationen gestärkt und mehr Solidarität und sozialer Zusammenhalt geschaffen werden.

Zu wenig Anerkennung für ehrenamtliches Engagement

Diese Aufgabe hat sich auch die Stiftung "Mitarbeit" zu eigen gemacht. Die Bürger sollen ermutigt und unterstützt werden, sich aktiv einzumischen und Mitverantwortung zu übernehmen. "Demokratieentwicklung von unten" ist das Ziel. Hanns-Jörg Sippel, Chef der Stiftung "Mitarbeit", beklagt jedoch in der Wochenzeitung "Die Zeit" die schlechter werdenden Rahmenbedingungen für die Arbeit im Ehrenamt in Deutschland. Im Berufsleben würden die Anforderungen wachsen, sodass eine Freiwilligentätigkeit parallel zum Job nur schwer möglich sei. Ein Angestellter, der viel Zeit mit seinem Einsatz für ehrenamtliche Arbeit  verbringe, sei beim Arbeitgeber nicht immer gern gesehen. Bildungsreformen schränken laut Sippel die Chance ein, bei jungen Leuten schon früh eine Grundlage für ehrenamtliches Engagement zu legen. "Durch G8 haben wir die Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre, durch Bologna eine extreme Verschulung des Studiums – die Strukturen lassen den jungen Leuten wenig Zeit."

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder fordert auf der Homepage des "Deutschen Engagementpreises": "Engagierte brauchen mehr Anerkennung und geeignete Rahmenbedingungen, damit mehr Menschen Verantwortung für andere übernehmen, auch außerhalb der eigenen Familie.

Christlicher Glaube als Handlungsmotiv

Wie der "Freiwilligensurvey" der Bundesregierung ergab, kommt ein großer Anteil der ehrenamtlich Engagierten nach wie vor aus kirchlichen Kreisen. Im Themenheft "Einsatz mit Gewinn" der ökumenischen Initiative "Woche für das Leben" von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland stellt Franz-Josef Bormann fest, dass für viele das Ehrenamt unmittelbar mit dem christlichen Glauben zusammenhängt. "Der unentgeltliche Einsatz für die Bedürftigen erscheint als besonders qualifizierte Art und Weise, jenes Grundgebot der Gottes- und Nächstenliebe in die Tat umzusetzen, an der die Welt die Jünger Jesu erkennen soll", so Bormann. Jesus Christus selbst habe als Vorbild für Nächstenliebe agiert. Er habe sich den Randgruppen und Außenseitern der Gesellschaft zugewendet. Diese Nächstenliebe sei für viele ein Ausdruck für authentisch gelebtes Christsein.

Die Kirchen in Deutschland wollen das Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 unterstützen. Vom 30. September bis 1. Oktober 2011 laden sie nach Erfurt zur zweiten ökumenischen Tagung zum ehrenamtlichen Engagement in Kirche und Gesellschaft mit dem Motto "Kompetent und qualifiziert: Wir engagieren uns!" ein.

Altes Ehrenamt – neues Ehrenamt

In den letzten Jahren hat sich die Bedeutung  von "Ehrenamt" geändert, so Bormann von "Woche für das Leben".  Zum ehrenamtlichen Einsatz zähle nicht mehr nur die traditionelle, regelmäßige Mitarbeit in festen Einrichtungen wie Kirche, Verein oder Caritas. Immer mehr werde der Begriff zum Synonym für "Freiwilligenarbeit" oder "Bürgerschaftliches Engagement"; vom "aktiven Bürgertum" ist die Rede. Grund für ein Engagement ist ein bestimmtes Projekt oder ein besonderer Brennpunkt, oft nur über einen beschränkten Zeitraum hinweg.

Am Ende des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit werden sich vielleicht noch mehr Menschen – in welcher Form auch immer – im Ehrenamt engagieren und die Erkenntnis von Monika Helbig teilen.  Die Staatssekretärin und Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement der Senatskanzlei Berlin sagt auf der Homepage des Deutschen Engagementpreises: "Bürgerschaftliches Engagement ist unser soziales Kapital, das sich nicht verbraucht, wenn wir es gebrauchen, sondern sogar noch wächst!" (pro)

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