„Spiegel“: Atheisten erobern Gesellschaft

Atheismus erobert "auf breiter Front" die Gesellschaft, berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. "Gottlose Trendsetter" zeichneten sich durch Werte-Ortientierung und Weltoffenheit aus – und sie wüssten oft mehr über Gott als Christen oder Muslime.

Von PRO

Was unterscheidet Atheisten von Gläubigen? Das hat der "Spiegel" Forscher gefragt. Diese stellen fest: "Während früher die Religionslosigkeit tendenziell von gebildeten, wohlhabenden, männlichen Städtern gepflegt wurde, erobern die Atheisten nun auf breiter Front die Gesellschaft." Sie seien stark werteorientiert, setzten sich stärker als der Durchschnitt gegen Todesstrafe, Diskriminierung und Krieg ein, und sie hätten weniger Vorbehalte gegen "Ausländer, Homosexuelle, Oralsex und Haschisch". Wohl am erstaunlichsten ist die Erkenntnis, dass Atheisten in den USA oft mehr über Gott wüssten, als die Gläubigen selbst – gefolgt von Juden und Mormonen. So radikal wie die "neuen Atheisten" um Richard Dawkins seien aber die wenigsten. Die Mehrheit sei eher "religiös indifferent oder milde agnostisch".

Auch die Situation in Deutschland nimmt der "Spiegel" in den Blick. Nach der Wende hätten sich die Kirchenaustritte im Osten des Landes noch beschleunigt, erklärt der Religionssoziologe Detlef Pollack. Grund ist seiner Meinung nach die Nähe von Staat und Kirche in der Bundesrepublik. Religion werde als "herrschaftsnah und aus dem Westen kommend" wahrgenommen. Deutschland widerlege zudem die Annahme, dass ökonomische Unsicherheit die Menschen gläubiger mache. Die Ölkrisen der siebziger Jahre, die Wendezeit und die aktuelle Finanzkrise seien mit Austrittswellen einher gegangen, ein Grund sei die Kirchensteuer.

Pollack nimmt an, dass künftig auch in Westdeutschland die Konfessionlosenrate auf 70 Prozent steigen wird. Verschwinden werde die Religion aber nie ganz – Grund sei ein "Diaspora-Effekt". Wenn Gläubige in die Minderheit gerieten, rückten sie automatisch näher zusammen und stärkten ihre Gemeinschaft. (pro)

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