Für Skeptiker sollen die Glaubenskurse der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sein. Für alle, die zu ihren religiösen Gefühlen stehen. Und für die, die nicht alles glauben wollen. So zumindest lauten einige Überschriften der Werbeplakate, die im Laufe der kommenden Jahre überall in Deutschland für einen neuen Zugang zum Glauben werben sollen. Auch einen Kinospot mit diesen Werbemotiven hat die EKD produzieren lassen. Umgesetzt wurde die Kampagne von der Agentur "Gute Botschafter". Schon bald könnten also Filmfreunde in der ganzen Republik mit der Initiative der Protestanten konfrontiert sein und so Lust bekommen, an einem der neu konzipierten Glaubenskurse der Kirche teilzunehmen. Könnten – denn in wie vielen Kinos das Filmchen laufen wird, auf wievielen Plakatwänden die Werbebanner zu sehen sein werden, steht noch nicht fest. Der Grund: Die Kirche verlässt sich beim Konzept der Glaubenskurse voll und ganz auf die Gemeinden vor Ort. Sie sollen entscheiden, wann und wo sie Kurse durchführen und wie sie werben wollen. Das Ergebnis soll im Laufe des Jahres, spätestens aber 2012 sichtbar werden – hoffen die Initiatoren.
1,3 Millionen für den Startschuss
Insgesamt 1,3 Millionen Euro haben die Kirche und ein unbekannter Großspender bisher investiert, um das Projekt an den Start zu bringen, hieß es bei der Vorstellung. Im Großen und Ganzen gleicht die Initiative ein wenig den eher im freikirchlichen Bereich bekannten Alpha-Kursen. Glaubensferne sollen neuen Zugang zur Kirche finden, indem sie sich zu einem Seminar anmelden, das über mehrere Wochen Glaubensthemen behandelt und die Inhalte der protestantischen Theologie vermittelt. Schon zu Beginn des Jahres hatte die EKD 25.000 Begleit-Handbücher erstellt und Exemplare an alle evangelischen Pfarrämter in Deutschland verschickt. Nun wartet man auf Resonanz.
Die EKD hat die Materialien gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste entwickelt. Das Buch enthält allgemeine theologische Grundlagen, praktische Tips zur Durchführung der Kurse, Vorschläge zur Motivation der Gruppe und schließlich neun Kurs-Modelle, Beispiele also, wie das Seminar ablaufen kann.
Ein Markenzeichen der Kirche?
Grund für das Projekt war laut Göring-Eckardt zum einen die Erkenntnis, dass Menschen in Deutschland mit Feiertagen wie dem 31. Oktober zwar Halloween verbinden, immer seltener aber den Reformationstag, oder überhaupt nicht wissen, was es mit Pfingsten auf sich hat. Zum anderen hätten Studien, wie etwa die des Greifswalder Professors Michael Herbst, ergeben, dass Erwachsene, die zum Glauben finden, oft durch ebensolche Glaubenskurse zurück in die Kirche finden. "Hoffentlich sind solche Glaubenskurse in einigen Jahren einmal so selbstverständlich in den Kirchengemeinden wie es heute der Konfirmandenunterricht ist und werden zu einem öffentlich erkennbaren Markenzeichen der Evangelischen Kirche", sagte Göring-Eckardt. Der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste, Erhard Berneburg, erklärte, er hoffe, dass auch die Kirchen durch das Projekt "sprachfähiger" in Glaubensfragen würden. Bohl sieht schon Anzeichen des Erfolgs. Die Kurse hätten zunächst innerkirchlich "bei mehr Menschen Interesse hervorgerufen, als wir uns träumen ließen". Zahlen konnte die EKD dazu allerdings noch nicht liefern.
Wie sich das Projekt entwickeln wird, ist nun von den Gemeinden vor Ort abhängig. Diese müssen nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Geld aufbringen, um die Kurse zu organisieren und dafür zu werben. Ab 27 Euro in der Woche kostet etwa die Schaltung eines Kinospots laut Projektkoordinator Andreas Schlamm. Eine zusätzliche Motivation zur Mitarbeit soll die Plattform kurse-zum-glauben.org sein. Dort können sich Mitarbeiter vernetzen, sich Tipps holen und Material kaufen. Die Seite hat bisher 600 registrierte Nutzer. (pro)