Unterrichtsbeteiligung im Stillen



Manche belächelten es einst kritisch, die anderen schwören bei der Verbreitung wichtiger Nachrichten auf "Twitter". Jetzt findet der digitale Kurznachrichtendienst neben anderen neuen Medien vermehrt Beachtung im Schulunterricht. Ein Artikel auf "Zeit Online" beleuchtet, was mit Social Media alles möglich ist.
Von PRO



 
"Während der Lehrer über ein Gedicht von Henry Miller referiert, "können die Schüler – allesamt vor Laptops sitzend – Kommentare abgeben und persönliche Meinungen artikulieren", beschreibt der "Zeit"-Beitrag die Praxis. Die maximal 140 Zeichen langen Mitteilungen förderten den Gesprächsverlauf, weil die Schwelle, sich am Unterricht zu beteiligen, auch für zurückhaltende Schüler niedriger sei. Die Lehrer seien natürlich gezwungen, die auf dem Bildschirm erscheinenden Kommentare aufzugreifen und in den Unterricht zu integrieren.



Positive Erfahrungen hat Nicholas Provenzano, Lehrer einer High-School in der Nähe von Detroit, gemacht. Mindestens acht seiner Schüler beteiligten sich am Unterricht, die normalerweise schweigen würden. Ein kürzlich in den USA durchgeführte Studie belege, dass in den USA nur zwei Prozent der Lehrer Twitter als Unterrichtsmedium verwendeten und mindestens fünfzig Prozent auf das Internet mit Skepsis reagierten. Die Untersuchung prognostiziert aber, dass eine neue Generation von Lehrern heranreife, für die das Internet selbstverständlich sei.



Schüler profitieren davon


Auch in der deutschen Wissenschaft gewinnt die Forderung, sich dringend mit sozialen Medien auseinander zu setzen, an Bedeutung. "Ich kenne beispielsweise einen Geschichtslehrer, der mit Twitter die Kuba-Krise durchgespielt hat. Die eine Gruppe twitterte im Namen der Kubaner, die andere vertrat die Positionen der Amerikaner. Und so schaukelte sich die Situation von Tweet zu Tweet hoch – bis zur historischen Klimax", macht Eike Rösch, Medienpädagoge beim Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz, die Verwendung an einem praktischen Beispiel deutlich.


Historische Ereignisse blieben so stärker im Gedächtnis haften und die Schüler profitierten von einem interessanten und abwechslungsreichen Unterricht, so Rösch. Neben den Bedenken, dass dies im Unterricht ablenken könnte, sieht er in den neuen Medien vor allem eine große Chance. "Die Einführung des Social Web ist wie die Erfindung des Buchdrucks. Irgendwann wird man das Medium als selbstverständlich betrachten." Und auf die Idee, auf Bücher zu verzichten, nur weil sie auch ablenken könnten, käme ja auch keiner, fügt der Medienexperte hinzu. (pro)

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