Nach ersten Ermittlungen hatten zwei Besucher die in einer Ausstellung in Avignon hängenden Bilder am Sonntag mit Schneide- und Schlagwerkzeugen bearbeitet. Drei Museumswärter, die einschreiten wollten, wurden von den Tätern mit Gewalt bedroht, teilte die Polizei am Montag mit. Bereits am Samstag hatten nach Museumsangaben rund 800 Ultra-Konservative und junge Integristen gegen die Schau im Kunstzentrum Lambert demonstriert. Das Museum für zeitgenössische Kunst musste deswegen vorübergehend geschlossen werden.
Der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand nannte den Angriff auf die Bilder inakzeptabel. Er könne verstehen, dass das Bild "Piss Christ" schockieren könne, aber wer sich verletzt fühle, müsse sich an die Justiz wenden. "Jede Art von Gewalt, Zerstörung und Intoleranz ist nicht hinnehmbar", kommentierte Mitterrand.
Das Werk "Piss Christ" stammt aus dem Jahr 1987 und gehört zu einer Serie, in der Gegenstände in Flüssigkeit getaucht wurden, wie etwa Milch, Blut oder Urin. Serrano sagte über das Bild, es solle nicht Religion herabmindern, sondern die Kommerzialisierung von christlichen Ikonen in der gegenwärtigen Kunst. Serrano, der aus einem halb kubanischen und halb honduranischen Elternhaus kommt, wurde 1950 in New York geboren und katholisch erzogen.
Neben Werken von Serrano, der sich in seinen Arbeiten immer wieder mit Religion und Sexualität auseinandersetzt, sind in der Ausstellung "Ich glaube an Wunder" mehr als 100 Werke großer zeitgenössischer Künstler wie Cy Twombly, Anselm Kiefer und Miquel Barceló zu sehen. Die Exponate stammen aus der rund 400 Werke zählenden Sammlung des bekannten Kunsthändlers Yvon Lambert. Die Ausstellung, die bis zum 8. Mai dauert, findet anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Kunstzentrums statt, das sich in einem prächtigen Herrschaftshaus mitten in Avignon befindet. Sie soll trotz der Tat fortgesetzt werden – mit den zerstörten Bildern. (dpa/pro)