Der Musiker behauptet sogar, dass das "social networking" Afrika von
seinen Despoten heilen werde. "Das digitale Netz ist von nun an aus
Revolutionen und Aufständen, wahrscheinlich aus der Politik und der
öffentlichen Wahrnehmung generell nicht mehr wegzudenken", verdeutlicht
Jeska. Die daraus resultierende Kraft für Afrika sei nicht zu
unterschätzen. Zeiten, als Herrscher Medien kauften, bedrohten oder gar
nicht erst ins Land ließen, seien dank Twitter und YouTube
wahrscheinlich vorbei.
Zugleich schränkt Jeska aber ein: "Keine SMS kann die Opfer ersetzen, die zu erbringen sind, kein YouTube-Video das Brennen für ein gemeinsames Ziel. Und auch die stärkste Facebook-Gemeinschaft wird es nicht zu intellektuellen Vordenkern bringen, die nötig sind für Reformen und demokratische Entwicklung." Im Iran etwa sei die Wahlmanipulation, in Tunesien die Armut der Bevölkerung, in Ägypten das korrupte Regime und in Libyen ein verrückter Diktator der Grund für die Revolutionsbestrebungen gewesen.
Vor fünf Jahren noch uninteressant für Google
Eine Tatsache, die trotzdem die gesellschaftliche Relevanz der neuen Medien untermauert, ist für Jeska die Zahl der Mobiltelefonbesitzer auf dem afrikanischen Kontinent: Seit 2008 ist diese von 280 Millionen auf über 400 Millionen gestiegen. Das mobile Telefonnetz stelle für viele Afrikaner eine günstige Alternative zu den langsamen und teuren Internetverbindungen dar: "In Afrika loggen sich bereits jetzt über 80 Prozent über ihr Telefon ins Internet ein, Tendenz steigend", beschreibt die "Welt"-Autorin. Bis vor fünf Jahren habe Google Afrika noch nicht als Zielkontinent betrachtet. Damit verändere sich auch die Wahrnehmung des Kontinentes, der statt über Aidstote und Konflikte über seine "rasante technische Entwicklung" wahrgenommen werde.
Es gebe viele Netzwerke wie "Afrigator" und "Appfrica", die speziell Blogs und Nachrichten aus Afrika aufgreifen und verwerten würden. Das aus Südafrika operierende Netzwerk "The Grid" mit über einer Million Benutzer ermögliche es, Freunde über ihr Handy zu lokalisieren, mit dem Ziel soziale Interaktion zu schaffen. Wenn der Westen, so Jeska, den Mut des arabischen Freiheitskampfes anerkenne, dann sollte man auch die verbindende Kraft der neuen Medien loben. Diese würden "aber immer nur Koordinationsinstrument sein, nicht Katalysator". (pro)