Generalbundesanwalt: Islamistische Internet-Propaganda bekämpfen

Nach dem Mordanschlag am Frankfurter Flughafen hat die Bundesanwaltschaft eine stärkere Bekämpfung islamistischer Propaganda im Internet gefordert. Der 21 Jahre alte Attentäter Arid Uka sei durch Kontakte im Internet zu seiner Tat angestachelt worden, sagte der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum am Freitag in Karlsruhe.
Von PRO

Hinweise auf eine Verbindung zu internationalen Terrorgruppen gebe es dagegen nicht. Es handele es sich "um die Tat eines islamistisch geprägten Einzeltäters". Der aus dem Kosovo stammende und in Deutschland aufgewachsene Uka hatte am Mittwoch zwei US-Soldaten vor dem Flughafengebäude mit Kopfschüssen getötet und zwei weitere schwer verletzt. "Er hatte sich dem extrem konservativen salafistischen Gedankengut zugewandt und besuchte nach ersten Erkenntnissen die einschlägigen Internetforen", sagte Griesbaum laut dpa-Bericht.

Die Tat wertet er als "Hinweis für die Gefährlichkeit des virtuellen Dschihad im Internet". Es bestehe weiterhin die Gefahr "islamistischer Einzel- und Spontantaten", sagte Griesbaum. "Hiergegen gibt es kein wirksames Instrumentarium."

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, teilte die Einschätzung. Aufrufe zum Dschihad dürften nicht weiter als Kavaliersdelikte heruntergespielt werden. Dieser erste Fall eines "Home-Grown-Terrorist" in Deutschland beweise den schädlichen Einfluss der Internetpropaganda. "Die Geduld gegenüber dem Treiben islamistischer Prediger muss ein Ende haben."

YouTube-Video als Auslöser für Terrorakt

Uka nannte als Auslöser für seine Tat ein Video, das er am Tag zuvor auf YouTube gesehen habe. Darin hatten angeblich US-Soldaten ein Haus in Afghanistan geplündert und ein Mädchen vergewaltigt. Außerdem will er US-Soldaten am Flughafen belauscht haben, die sich mit Bluttaten in Afghanistan gebrüstet hätten.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft hatte sich Uka mit einer Pistole und zwei Messern bewaffnet zum Flughafen begeben und dort nach US-Soldaten umgesehen. Als er eine Gruppe erkannte, fragte er nach einer Zigarette und danach, ob die Soldaten tatsächlich auf dem Weg nach Afghanistan waren. Als ein Soldat dies bestätigte und sich in Richtung Bus verabschiedete, schoss ihm Uka von hinten in den Kopf. Der 25-Jährige starb noch am Tatort.

Dann betrat Uka mit dem Ruf "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") den Bus, der die Soldaten zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein bringen sollte. Zunächst tötete er den 21 Jahre alten Busfahrer mit einem Kopfschuss, anschließend ging er weiter und schoss auf einen 25-Jährigen und auf einen 21-Jährigen, die beide schwer verletzt überlebten. Bei seinem fünften Opfer versagte die Pistole. Uka habe die Waffe direkt auf den Kopf des Mannes gerichtet und zweimal abgedrückt, schilderte Griesbaum den Vorgang. Die Kugeln lösten sich jedoch nicht, da eine Hülse im Lauf verklemmt war. Als der Attentäter flüchtete, verfolgte ihn der Soldat und stellte ihn in der Abfertigungshalle. Mehrere Polizisten kamen ihm zu Hilfe. (dpa)

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