Die Fähigkeit zur Anteilnahme sei den Menschen früher "ganz selbstverständlich durch die religiöse Prägung" mitgegeben worden, erklärte Wulff bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema "Biedermeier oder Bürgertum? Neues Miteinander in der Gesellschaft". In dem Maße, wie die religiösen Bindungen der Menschen abnähmen, würde der Erwerb sozialer Kompetenzen an Bedeutung für die umfassende Persönlichkeitsbildung junger Menschen gewinnen, sagte der Bundespräsident, und weiter: "Darum müssen wir uns kümmern."
"Wir brauchen nicht Wutbürger, sondern Mutbürger", stellte Wulff fest. Mutig sei es etwa, sich in Parlamente wählen zu lassen und so das gesellschaftliche Miteinander zu bestimmen. "Die neuen Kommunikationstechnologien haben ganz neue Möglichkeiten der Diskussion und politischen Meinungsbildung eröffnet", sagte er. "Die Bürger haben heute also wesentlich mehr Möglichkeiten, sich zu beteiligen, als vor 40 oder 50 Jahren und viele nutzen diese auch wesentlich intensiver."
Eigen- und mitverantwortliches Handeln sei aber nur in Freiheit möglich. Diese Freiheit habe den Eisernen Vorhang zerrissen und die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht. Und sie treibe derzeit die Menschen in der arabischen Welt auf die Straße. "Der Geist der Freiheit ist auf Dauer nicht aufzuhalten. Dies ist auch eine Folge der Globalisierung und der Kommunikationsrevolution durch das Internet in den vergangenen zwanzig Jahren", so Wulff. (pro)