Obama schilderte beim 59. traditionellen Gebetsfrühstück am Donnerstag, wie er vor Jahren zu Jesus gefunden habe. In seiner Zeit als Sozialarbeiter in Chicago habe er viel mit Kirchen und Glaubensgemeinschaften zu tun gehabt. "Es kam durch diese Erfahrung, die Arbeit mit Pastoren und Ehrenamtlichen, die versucht haben, den Menschen zu helfen, dass ich Jesus Christus persönlich kennenlernte und ihn als meinen Herrn und Retter annahm", sagte Obama. Sein Vater, den er nur einmal im Leben für einen Monat gesehen habe, sei überhaupt nicht gläubig gewesen. Seine Mutter habe ihn zwar nach der "Goldenen Regel" erzogen, sei aber nur an Weihnachten und Ostern in die Kirche gegangen.
Obama betet für Kraft, seine Familie und die Armen
Die ersten beiden Jahre seiner Präsidentschaft hätten seinen Glauben gefestigt, sagte Obama. "Das Amt des Präsidenten zeigt einer Person, dass es wichtig ist zu beten". Er selbst bete zum einen "allgemein", also etwa "Herr, gib mir die Stärke, die Herausforderungen meines Amtes zu meistern". Zum anderen würden seine Gebete aber auch sehr spezifisch werden, etwa dann, wenn seine ältere Tochter Malia zu einer Tanzveranstaltung geht: "Oh Herr, bitte lass ihren Rock auf dem Weg dorthin länger werden", scherzte Obama vor dem gut gelaunten Publikum.
Für den politischen Teil seiner Rede, die vom US-Fernsehsender C-SPAN übertragen wurde, erntete der Präsident verhalteneren Applaus. Es gebe in der Gesellschaft Nöte, die nicht gänzlich von Kirchen und Verbänden aufgefangen werden könnten. "Deshalb glaube ich weiterhin, dass die Regierung dabei eine Rolle spielen sollte." Obama räumte ein, dass dieser wachsende Einfluss des Staates in Amerika auch kritisch gesehen wird – seine politischen Gegner würden von einer "unverantwortlichen Expansion" des Staates und einer "Einschränkung der individuellen Freiheit" sprechen.
Fürbitte hilft dem Präsidenten
Der US-Präsident bedankte sich vor den mehr als 3.000 Teilnehmern aus etwa 140 Ländern für alle Gebete. Die Taufpatin seiner Töchter, Kaye Wilson, habe zum Beispiel im ganzen Land ein "Gebetsnetzwerk" für ihn organisiert. Es sei ihm zudem eine Hilfe, dass T. D. Jakes und Joel Hunter, zwei in Amerika sehr bekannte Pastoren, ihn hin und wieder im Oval Office zum gemeinsamen Gebet besuchten. Obama dankte dem republikanischen Senator Tom Coburn, den er als "guten Freund und Bruder in Christus" bezeichnete. "Es ist auch tröstend zu wissen, dass auch Menschen, die nicht immer deiner Meinung sind, für dich beten."
Wie die Onlinezeitung "The Christian Post" meldet, waren unter den Ehrengästen der Veranstaltung der Filmemacher und Drehbuchautor Randall Wallace ("Braveheart"), Jose Enriquez, einer der geretteten chilenischen Bergleute, sowie Mark Kelly, Ehemann der nach einem Attentat schwer verletzten Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords. Obama sicherte Kelly und seiner Frau weiterhin Gebetsunterstützung zu: "Wir sind die ganze Strecke bei euch, und Gott ist es auch."
"Es ging nicht um Religion, sondern um Jesus"
Ein deutscher Teilnehmer des Nationalen Gebetsfrühstücks war der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich. Er zeigte sich gegenüber pro tief beeindruckt von der "persönlichen Atmosphäre" und der "menschlichen Nähe zwischen den Teilnehmern". "Barack Obamas Bekenntnis zum Christentum war so deutlich wie nie zuvor – das ist auch von den amerikanischen Medien registriert worden", erklärte Heinrich. "Der Präsident hat auf mich authentisch und demütig gewirkt." Besonders Obamas Bekenntnis, mit Gott den Tag zu beginnen, zu beenden und um Vergebung seiner Sünden zu beten, habe ihn ergriffen, sagte Heinrich: "Es war ganz klar, dass es bei dieser Veranstaltung nicht um Religion, sondern um Jesus Christus geht."
Weitere Bundestagsabgeordnete der deutschen Delegation waren Volkmar Klein und Johannes Selle (beide CDU), Kerstin Griese von der SPD und für die FDP Patrick Meinhardt. Ähnliche Gebetstreffen gibt es mittlerweile auch im Deutschen Bundestag und in verschiedenen Landtagen. (pro)