Scheidungsanwälte lieben Facebook

Löscht Euren Facebook-Account, wenn Ihr Eure Ehen retten wollt! Diesen Appell sprach im November vergangenen Jahres ein Pastor aus New Jersey öffentlich aus. Eine Umfrage unter amerikanischen Scheidungsanwälten scheint ihm Recht zu geben: Facebook spielt in Sachen Ehebruch mittlerweile eine entscheidende Rolle.
Von PRO

Er kenne viele Paare, die durch Flirts auf dem Online-Portal ihrem Partner untreu wurden, sagte Pastor Cedric Miller von der "Living Word Christian Fellowship Church". Allein in den letzten sechs Monaten hätten 20 Paare in seinem Umfeld ernste Eheprobleme bekommen, weil einer der Partner mit einer früheren Liebschaft auf Facebook geflirtet habe. Später kam über Miller heraus, dass er vor acht Jahren in einer offenen Dreiecksbeziehung mit seiner Frau und einem Mitglied der Gemeinde lebte. Der Pastor riet Verheirateten, sich gegenseitig den Zugang zum eigenen Facebook-Account zu gewähren oder das Login am besten ganz zu löschen.

Eine Umfrage unter Scheidungsanwälten hat nun ergeben, dass vor allem Facebook bei einer von fünf Scheidungen eine wichtige Rolle spielt. Die Studie wurde durchgeführt vom "American Academy of Matrimonial Lawyers". Demnach berichten 81 Prozent der Anwälte von einem Zuwachs an Fällen, in denen Soziale Netzwerke im Internet für die Heranbringung von Beweismaterial fürs Fremdgehen genutzt werden.

Viele Nutzer von "social media" finden über die gängigen Internet-Portale ehemalige Partner wieder und kontaktieren sie, nachdem sie eigentlich Jahre lang keinen Kontakt mehr zu ihnen hatten. Facebook war dabei das meist benutzte Portal. 66 Prozent der Anwälte nannten dieses Soziale Netzwerk als Hauptquelle für Beweise in Sachen Ehebruch. Darauf folgten "Myspace" mit 15 Prozent und "Twitter" mit 5 Prozent. Weitere Internetportale brachten es zusammen auf 14 Prozent.

Auch in Großbritannien ergab eine Umfrage im vergangenen Jahr, dass 20 Prozent heutiger  Scheidungen auf Flirts über Facebook zurückzuführen seien, berichtet die Tageszeitung "Daily Mail". "Der häufigste Grund war offenbar, dass die Menschen Chats mit sexuellem Inhalt durchführten, mit Menschen, mit denen sie sonst nichts zu tun hatten", sagte Mark Keenan, Manager der Webseite "Divorce-Online", welche Beratung bei Scheidungen anbietet.

Bekanntester Fall der letzten Zeit, in dem eine Beziehung angeblich wegen Facebook ihr Ende fand, ist die "Desperate Housewives"-Schauspielerin Eva Longoria, so die "Daily Mail". Sie trennte sich von ihrem Mann, dem Basketballspieler Tony Parker, weil dieser angeblich mit einer Frau ausging, die er über Facebook kennen gelernt hatten. Ihre (ehemals) glückliche Beziehung teilten Longoria und ihr Mann zuvor ebenfalls offen über Facebook mit, und auch die anschließende Scheidung war Hauptthema der Facebook-Einträge der Schauspielerin.

"Wenn man durch eine Scheidung geht, endet das immer in einer aufgeheizten Atmosphäre, in der man genau nachschaut. Wenn man Widersprüche gegen Anschuldigungen oder Versprechungen öffentlich macht, ist der aufgebrachte Ehepartner sicher der erste, der das mitbekommen und das verwenden will", sagte Marlene Eskind Moses, Vorsitzende des Verbandes von Eherechts-Anwälten. "Weil jeder immer mehr Aspekte seines Lebens auf Social Network-Seiten mitteilt, öffnen sie einer genaueren Beobachtung  durch die Öffentlichkeit und den privaten Angehörigen in solchen delikaten Angelegenheiten Tür und Tor", fügte sie hinzu.

Der Eheberater Terry Real vermutet, dass viele auf Facebook ein Fantasie-Leben erfinden und dem Alltagstrott entfliehen. Es gebe kaum etwas Verführerisches als die Vorstellung, dass der, der fortgegangen ist, besser sei als der, der zu Hause sitze, sagte er gegenüber "ABC Radio News". In derselben Sendung fügte er aber hinzu: "Davor waren es E-Mails, und davor war es das Telefon. Das Problem ist nicht Facebook, sondern der Mangel an Liebe in den Ehen." (pro)

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