Kopten in Deutschland: „Wir beten für die Attentäter“

Ägypten könnte nur der Anfang gewesen sein. Nach dem Anschlag auf koptische Christen wappnen sich auch Gläubige in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden gegen Angriffe. Statt ein fröhliches Weihnachtsfest zu feiern, verbringen die Kopten in Deutschland die Nacht vom 6. auf den 7. Januar in diesem Jahr im stillen Gebet, sagte Bischof Anba Damian gegenüber pro.

Von PRO

Angst vor Gewalt haben nicht nur Christen in Ägypten. Nach einem Attentat mit 23 Toten in der Neujahrsnacht fürchten nun auch Kopten in Deutschland um Leib und Leben. Nach Drohungen im Internet stehen Gemeinden in Lehrte bei Hannover und in Frankfurt unter Polizeischutz. "Wir werden besonders bei der Weihnachtsfeier der Gemeinde am Donnerstag und Freitag verstärkt Präsenz zeigen", sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Hannover gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa). Auch in Bayern soll die Polizei verstärkt präsent sein, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte.

Bischof: "Wir werden bombardiert"

Bischof Anba Damian, höchster Repräsentant der koptischen Christen in Deutschland, sagte im Gespräch mit pro, die sonst üblichen Weihnachtsfeierlichkeiten seien in der ganzen Bundesrepublik abgesagt. Stattdessen würden die Gemeinden zwei bis drei Stunden im Gebet verbringen und ihre Liturgien feiern. Noch nie sei die Lage der koptischen Christen weltweit, aber auch in Deutschland, so dramatisch gewesen. "Im Internet gibt es Drohungen gegen uns. Das geht bis hin zu genauen Anleitungen, wie eine Bombe gebaut werden muss, um uns zu verletzen", sagte Bischof Damian. "Bisher haben wir uns in Deutschland sicher gefühlt und in Frieden gelebt, nun werden wir bombardiert."

Die Terrororganisation "Islamischer Staat Irak" hatte Drohungen gegen koptische Kirchen ins Internet gestellt und zu Anschlägen in den Tagen um das koptische Weihnachtsfest vom 6. auf den 7. Januar aufgerufen. Auf einer "Todesliste" sollen die Namen von 150 Kopten aus verschiedenen Ländern aufgeführt sein. Die Terrorgruppe soll Verbindungen zu Al Qaida haben. So stehen derzeit auch Christen in Österreich, Frankreich und den Niederlanden unter besonderer Beobachtung. Die koptische Gemeinde in Frankfurt wird während des Weihnachtsfestes und einer Trauerfeier für die Opfer des Anschlags in Ägypten besonders bewacht. "Wir bekommen von der Polizei Objekt- und Personenschutz", sagte Diakon Michele Riad der "Frankfurter Rundschau".

Bischof Damian erklärte gegenüber pro, er fürchte als Mönch nicht um sein irdisches Leben, sei aber in Sorge um seine Mitmenschen. "Wir beten auch für die Attentäter und dafür, dass die Blindheit ihrer Herzen aufhört." Muslime forderte er dazu auf, die Lehren, die sie in Moscheen erhielten, genau zu prüfen. Von der ägyptischen Regierung erhoffe er sich, dass sie die Christen endlich als gleichberechtigte Bürger akzeptiere. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte er etwas sagen: "Ich wünsche mir eine ernsthafte Auseinandersetzung der Regierung mit der Lage der Kopten in Ägypten und keine blassen Statements." Der koptische Priester Pigol Bassili aus Frankfurt erklärte unterdessen gegenüber der "Frankfurter Rundschau": "Ich bitte die Leute, keine Angst zu haben. Wir sind in den Händen von Gott und beten, dass nichts passiert."(pro)

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