Käßmann-Nachfolger Meister: „Position beziehen“

Der Nachfolger von Margot Käßmann im Amt des Landesbischofs der Evangelischen Kirche von Hannover, Ralf Meister, wünscht sich "deutlich mehr Menschen, die aufgrund ihres christlichen Glaubens Position beziehen". Das sagte er gegenüber der Tageszeitung "Die Welt".
Von PRO

Am 26. März wird der 48-jährige Ralf Meister, den die "Welt" einen der "profiliertesten evangelischen Theologen" bezeichnet, Nachfolger Käßmanns. Derzeit ist er noch Generalsuperintendent in Berlin.

Er fühle sich nicht in gesonderter Weise herausgefordert, weil er Nachfolger der sehr beliebten Vorgängerin Margot Käßmann ist, sagte Meister gegenüber der Zeitung. "Wer in diesen Dienst gewählt wird, der wird ihn mit großer Bescheidenheit, aber auch einer ganz eigenen Prägung antreten. Und mit großem Respekt gegenüber denjenigen, die dieses Amt vorher innehatten." Er könne noch nicht sagen, was er ähnlich wie Käßmann, und was er anders machen werde.

Er habe in jedem Fall vor, Kasernen zu besuchen, um mit den Soldaten zu sprechen. Auch wolle er in seiner Amtszeit nach Afghanistan reisen. Käßmann hatte vor einem Jahr für öffentliche Diskussionen gesorgt, indem sie in ihrer Neujahrspredigt den Krieg in dem islamischen Land kritisiert hatte und unter anderem gesagt hatte: "Nichts ist gut in Afghanistan". Zu dem viel zitierten Satz seiner Vorgängerin sagte Meister: "Das war eine verkürzte Aussage in einer Predigt Margot Käßmanns. Da wäre eine etwas genauere Einordnung der Komplexität des Themas hilfreich gewesen."

Auf die Frage, ob er wie Käßmann auch ein "politisches Kirchenoberhaupt" sein werde, sagte der Theologe, das Evangelium selbst sei zwar immer auch politisch, doch müsse man in einem Amt wie seinem immer zwischen kirchlichen und politischen Stellungnahmen "strikt trennen". Die Tradition der evangelischen Kirche in Hannover, gegen Kernenergie einzutreten, werde er fortführen.

Außerdem sagte Meister: "Ich wünsche mir deutlich mehr Menschen, die aufgrund ihres christlichen Glaubens Position beziehen. Nicht allein in politischen Fragen, sondern zu sozialen und gesellschaftlichen Phänomenen. Das Sichtbarwerden von christlicher Haltung ist Anliegen und Herausforderung zugleich."

Meister in der "Zeit": Weihnachten als Fest des Schenkens

In einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung "Die Zeit" widerspricht Meister zudem der Ansicht, Weihnachten sei zu einem Konsumfest verkommen. "Keine anderen Wochen sind von einer so komplexen kulturellen Verwandlung erfasst. Und diese Verwandlungen sind öffentlich sichtbar und oft auch familiär zu erleben", schreibt Meister. Der "Glanz der Adventszeit- und Weihnachtszeit" durchziehe alle Lebensbereiche. "Wer meint, mit dieser fröhlich-kommerziellen Umwandlung der Vorweihnachtswochen ist die ursprüngliche Auslegung christlicher Tradition verraten, irrt." Vielmehr sei Schenken Ausdruck der Urbotschaft von Weihnachten: "Die Veränderung unserer Welt durch die Geburt Christi ist ein Geschenk." Zur vielfach kritisierten "Kommerzialisierung" von Weihnachten komme eben auch eine immense Spendenbereitschaft hinzu, die in dieser Zeit immer hoch sei. "Diese Geste bindet sich direkt an den Weihnachtsursprung: Hilfloser als ein Kind in der Krippe konnte Gott nicht kommen." (pro)

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