Pisa-Studie: Es bleibt viel zu tun

Kultusminister und Lehrer können sich die Hände reiben: Laut der aktuellen Pisa-Studie haben sich die deutschen Schüler verbessert. Doch der Erfolg von Bildung in Deutschland hängt mehr als in anderen Ländern von der familiären Herkunft und dem sozialen Umfeld der Schüler ab. Hier bleibt der Politik noch einiges zu tun.
Von PRO

An der aktuellen Pisa-Studie nahmen im Jahr 2009 weltweit eine halbe Million 15-jährige Schüler aus 65 Nationen teil, in Deutschland machten diesmal 4970 Jugendliche mit. Die internationale Schulleistungsstudie der OECD untersucht, welche Kenntnisse und Fähigkeiten Schüler am Ende der Regelschulzeit erworben haben. Auf den ersten Plätzen finden sich Shanghai, Südkorea und Finnland. Deutschland landete in den drei Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz im OECD-Mittelfeld. Das bedeutet eine Verbesserung zur ersten Pisa Studie zum Jahr 2000.

Vor allem die Lesefähigkeiten der 15-Jährigen in Deutschland haben sich deutlich verbessert. Dies macht sich vor allem bei den leseschwachen Schülern bemerkbar. Ihr Anteil ging von 22,6 Prozent im Jahr 2000 auf 18,5 zurück. Die deutschen Mädchen in dieser Gruppe konnten ihre Lesekompetenz sogar um knapp 12 Punkte verbessern. Dass Mädchen besser lesen als Jungen stellte sich in allen Teilnehmerländern heraus.

Zwar zeigen die Zahlen eine positive Tendenz. Trotzdem: 18,5 Prozent der Schüler können nur schlecht lesen. Keine gute Ausgangssituation in einer mediendominierten Gesellschaft. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat ausgerechnet, dass sich hinter dem statistischen Wert von 18 Prozent über 100.000 15-Jährige verbergen, die kaum lesen und und schlecht rechnen können.

Und: Noch immer sind die Unterschiede in den Schulleistungen geprägt durch den "sozio-ökonomischen Hintergrund der Familien" heißt es in der Pressemitteilung der OECD. Schüler mit Migrationshintergrund schneiden durchschnittlich 56 Punkte schlechter ab als gleichaltrige deutsche Schüler.

Der OECD-Bericht unterteilt übrigens in Schulen mit "ungünstigem oder günstigem Umfeld". Es ist ein Armutszeugnis für unser reiches Land, dass Schulen in sozial schwachen Stadtteilen und Gegenden eine schlechtere Ausstattung haben, als Schulen in Stadtvierteln, in denen die Elternhäuser über ein höheres Einkommen verfügen. Hier gibt es immer noch viel zu tun. Die Frage, wie wir allen Schülern wirklich gleiche Bildungschancen bieten, haben wir in Deutschland noch nicht gelöst.

Gute Schulen hängen nicht nur vom Geld ab

Seit die Ergebnisse der ersten Pisa-Studie im Jahr 2000 veröffentlicht wurden, dienten diese als Begründung für viele Entscheidungen im Bildungsbereich. Damals lagen die deutschen Schüler noch in allen getesteten Fächern unter dem OECD-Durchschnitt. Es folgten diverse Reformen in Kindergärten und Schulen, die je nach Bundesland unterschiedlich ausfielen und teilweise überstürzt und ohne ausgewogenes Konzept umgesetzt wurden.

Welchen langfristigen Erfolg Ganztagsschulen, längerer gemeinsamer Unterricht, Sprachförderprogramme oder die verkürzte Schulzeit im Gymnasium haben werden, wird sich vielleicht in den nächsten Pisa-Studien zeigen. Viele der eingeleiteten Reformen im Bildungswesen greifen vermutlich erst in einigen Jahren. Die positiven Ergebnisse der aktuellen Studie sind nicht zuletzt auf ein hohes Engagement von Schulen und Lehrern, aber auch auf ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung zurückzuführen. Dabei geht es auch, aber nicht nur, um den Etat.

Pisa 2009 zeigt auch, dass nicht zwingend die wohlhabenden Länder die besten Lernergebnisse und die erfolgreichsten Schulsysteme aufweisen. Sicher ist aber, dass wir uns keine Gesellschaft leisten können, in der 100.000 junge Menschen kaum lesen können und damit nur bedingt ausbildungsfähig sind. (pro)

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