Die Kirchen stünden vor "immensen Herausforderungen", sagte der Bischof
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs Andreas von
Maltzahn bei der Herbsttagung der Synode in Plau am See. "Niemals zuvor
standen die Kirchen vor der Voraussetzung, in bestimmten Regionen auf
nachchristliche Voraussetzungen zu treffen."
Die "Arbeitsstelle für den Dialog mit Menschen ohne konfessionelle Bindung" soll Anfang 2011 ihre Arbeit in der Hansestadt aufnehmen. Damit starten die drei evangelischen Landeskirchen im Norden Deutschlands bereits vor ihrer geplanten Fusion ein gemeinsames Projekt. Von Maltzahn bezeichnete das Vorhaben als eine "Investition in die Zukunft für Mecklenburg und alle Kirchenkreise der künftigen Nordkirche." Als Pilotphase für das Projekt sei ein Zeitraum von fünf Jahren beschlossen, wobei die Ergebnisse nach vier Jahren auf den Prüfstand gestellt werden sollen.
Statistiken belegen die Notwendigkeit
Die aktuellen Statistiken belegen die Notwendigkeit dieser Maßnahme: In Mecklenburg-Vorpommern sind nur noch 21,2 Prozent, im Bereich von Schleswig-Holstein 60,4 Prozent und in Hamburg 41 Prozent der Wohnbevölkerung Mitglieder einer der beiden großen christlichen Kirchen. Wie die Nachrichtenagentur dpa mitteilt, ist der Prozentsatz im Saarland mit 84,6 Prozent bundesweit am höchsten.
Die "Arbeitsstelle" in Rostock, ergänzt durch ein Büro in Hamburg, soll drei Referentenstellen haben. "Es ist das erste inhaltliche Projekt dieser Art. Wir wollen die Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsbereichen innerhalb der Kirche fördern und in der Weiterbildung unsere kirchlichen Mitarbeiter für diese Arbeit sensibilisieren", erklärt die zuständige Pastorin Dorothea Strube gegenüber pro. "Es geht darum, das Selbstverständnis der Kirche anhand der Rückmeldung der Konfessionslosen zu überprüfen."
Dazu zähle auch die gezielte Unterstützung von bestehenden Projekten mit Konfessionslosen und Kirchendistanzierten. Ein Beispiel dafür, so Strube, sei das "Volx Mobil" der Evangelischen Jugend Schwerin, das in verschiedenen Städten Mecklenburgs herumfährt und dort Orte aufsucht, wo es viele Konfessionslose gibt, um für Kinder und Jugendliche inhaltliche Angebote zu schaffen.
"Wir müssen versuchen, die Menschen außerhalb der Kirche noch stärker als bisher als selbstständiges Gegenüber in ihrer eigenen Welt, ihrer eigenen Lebens- und Verstehensweise wahrzunehmen und partnerschaftlich mit ihnen zu leben und die Kirche von morgen zu gestalten", fasst Landesbischof von Maltzahn das Ziel zusammen. Die neue "Arbeitsstelle" solle diesen Prozess befördern, bestehende Initiativen vernetzen, neue Arbeitsformen entwickeln und vielfältige Möglichkeiten der Begegnung von Christen und Nichtchristen eröffnen. (pro)