Luther wichtiger als Kürbisse

Was feiert man am 31. Oktober? Eigentlich gilt dieser Tag seit über 300 Jahren dem Gedenken an den weltbekannten Mönch Martin Luther aus Eisleben (heutiges Sachsen-Anhalt), der die Welt und die Kirche grundlegend veränderte. Seit einigen Jahren scheint jedoch das aus den USA importierte Grusel- und Geisterfest "Halloween" den "Reformationstag" zu verdrängen. Doch es gibt auch Gegenbewegungen.
Von PRO

Kaum ein historisches Ereignis hatte so viele Auswirkungen auf die Welt wie die Verkündung der 95 Thesen gegen die gängige katholische Praxis des Ablasshandels 1517 in Wittenberg. Martin Luther weitete seine Kritik an dem Wucher mit der Angst vor einem "Fegefeuer" später zu einer durchgreifenden Kritik an der Katholischen Kirche aus. Daraus entstand die Reformation, und aus ihr die protestantischen Kirchen, denen heute schätzungsweise über 600 Millionen Menschen angehören.

Nicht nur die Kirchengeschichte änderte sich durch Luther grundlegend, auch die Weltpolitik. "Und nicht zuletzt ist es dem Reformator zu verdanken, dass die Bürger Lesen und Schreiben lernten", erinnert Wolfgang Baake, Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP. Er fordert in einem Brief die Medien in Deutschland dazu auf, sich wieder mehr der Bedeutung des 31. Oktober als Gedenktag der Reformation bewusst zu werden.

"Halloween" sei dagegen das historisch unbedeutendere Fest, in dem es hauptsächlich um Horror gehe und darum, Menschen an der Haustür zu erschrecken und zu erpressen. Die "Nacht der Hexen", die bislang vor allem in Amerika verbreitet war, gehe zurück auf keltische Druiden und gelte als Zeit mit besonders enger Verbindung zu Tod, Satanismus und Okkultismus.

"Wir möchten Sie sehr herzlich einladen, Ihre redaktionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf hinzuweisen, dass der 31. Oktober ein kirchlicher Feiertag ist", schrieb Baake in seinem Brief an mehr als 300 Intendanten, Geschäftsführer, Redaktionsleiter und Moderatoren bei Rundfunk und Fernsehen.

MDR besinnt sich des berühmten Reformators

Viele Kirchen setzen dem Halloween-Treiben auch dieses Jahr wieder eigene Veranstaltungen und Aktionen entgegen. Unterstützung finden sie an vielen Orten auch bei der Polizei. Denn die betrachtet das Verhalten einiger Kinder und Jugendlichen an diesem Tag zunehmend mit Besorgnis. Vandalismus ist oftmals die Folge, wenn an der Haustür klingelnde Kinder nach ihrem Aufruf "Süßes oder Saures" nichts bekommen. Die Reaktion einiger Kinder, denen keine Süßigkeiten gegeben werden oder denen die Tür gar nicht erst aufgemacht wird, sorgt für Angst. Viele Menschen trauten sich nicht einmal mehr, an diesem Abend in ihrem Haus Licht anzumachen.

Beim Radiosender MDR 1 Radio Thüringen ist die Bitte des Christlichen Medienverbundes bereits auf fruchtbaren Boden gefallen. Wie Programmchef Matthias Gehler gegenüber pro sagte, habe er aufgrund des Schreibens der KEP eine Rundmail an seine Mitarbeiter geschickt, in der er schreibt: "In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns im Luther-Land Thüringen befinden und Luther-Dekade ist, sollte unsere Berichterstattung eher das Reformationsfest in den Vordergrund stellen."

Auch ihm falle eine Tendenz hin zu Halloween auf. Gehler, der ehemals Pfarrer, Liedermacher und später Regierungssprecher im letzten Kabinett der DDR-Regierung unter Lothar de Maizière war, stellt klar: "Halloween kommt bei uns natürlich auch vor. Radio spiegelt immer das Leben da draußen wieder. Da kann man Halloween nicht verschweigen. Aber es ist uns auch wichtig, dass das Reformationsfest in unseren Beiträgen eine große Rolle spielt." (pro)

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