O, Britannia!

Großbritannien galt früher einmal als ein Urland des europäischen Christentums. Ein Land, aus dem Missionare strömten, und das erstmals, aus einer christlichen Urüberzeugung heraus, Menschenwürde und Menschenrechte in ein verbindliches Gesetzespapier goss. Doch irgendwie bricht von diesem Bild immer mehr weg. England verbindet man heutzutage mit dem Neuen Atheismus. Nun ist das Druidentum neue anerkannte Religion auf der Insel.
Von PRO

England war jahrhundertelang das geistliche und kulturelle Zentrum der westlichen Welt. Namhafte Wissenschaftler kamen von dort, und nicht wenige waren, wie damals noch üblich, gläubige Menschen, fest verankert im tiefen Glauben an einen Schöpfergott. Ganz anders als heute konnte man sich nicht vorstellen, das "Uhrwerk" der Welt könne einfach so von selbst, ohne einen Uhrmacher, entstanden sein. Isaac Newton steht vielleicht exemplarisch für den aufgeklärten, gläubigen Forscher aus England.

Erst in unseren Tagen wollen uns Atheisten wie der Brite Richard Dawkins glauben machen, Wissenschaft habe mit Glaube nichts zu tun, ja, beide schlössen sich aus logischen Gründen gegenseitig aus. Abgesehen davon, dass dies haarsträubend unlogisch ist, weil weder Gottes Existenz noch seine Nichtexistenz bewiesen werden kann, so trägt auch die Vehemenz, mit der diese "Neuen Atheisten" auftreten, dazu bei, dass das Bild Englands in der Welt immer mehr zu einem gottlosen, neu-darwinistischen wird.

Ströme von Erweckungspredigern kamen in den vergangenen Jahrhunderten von der Insel. Im 17. Jahrhundert war die Universität von Cambridge zeitweilig in fester Hand der Puritaner, von wo aus eine Erweckungsbewegung ausging. Die Puritaner waren es, die die Gründung Amerikas maßgeblich gestalteten. Das heutige protestantische Amerika gäbe es nicht ohne die Scharen von Gläubigen aus dem britischen Königreich, ebenso wie die "Große Erweckung" (Great Awakening), mit der die zahlreichen Erweckungen im 18. Jahrhundert in den britischen Kolonien in Nordamerika bezeichnet werden. Die "Mayflower", die 1620 von Plymouth in See stach, war voll von britischen Pilgervätern, die mit Spaten und Bibel Amerika als "Gods own country" beackern wollten.

Die Briten John und Charles Wesley waren Begründer der methodistischen Bewegung, ein frommer Aufbruch, der die Welt in seinen Grundfesten verändert hat, und aus der unter anderem die Heilsarmee hervorging, die im Laufe ihres Bestehens Millionen Menschen Hilfe in Not geleistet hat und unzählige Verlorene zu Jesus geführt hat. Mit England waren bisher die Namen berühmter Missionare und Prediger verbunden wie Charles Spurgeon, Charles Studd, William Carey, Hudson Taylor oder Oswald Chambers, die Liste ließe sich schier endlos verlängern.

Heute steht England für die bissigste Kirchen- und Religionskritik, die die Welt in den vergangenen Jahrzehnten gesehen hat. "Brights" nennen sich ihre Vertreter – frei übersetzbar mit "die besonders Schlauen". Denn dass Gott nicht mehr benötigt und das Leben von selbst aus Schlamm entstanden ist, ist für sie mit vernünftigen Argumenten gesichert. Richard Dawkins ist neben Christopher Hitchens (in Portsmouth, England, geboren, heute in den USA lebend) die Speerspitze dieser neuen Bewegung, die ironischerweise wiederum gerade in den USA besonderen Anklang findet.

Erst vor vier Wochen verkündete der britische Astrophysiker Stephen Hawking, in dem viele den "intelligentesten Menschen der Erde" sehen, in seinem neuen Buch, dass die Welt nicht nur ohne einen Schöpfer entstanden sei, sondern dass er dies wissenschaftlich beweisen könne. Die Schwerkraft habe ihn zu dieser Erkenntnis geleitet. (Ob aber nicht irgendwer vorher die Schwerkraft geschaffen haben müsse, erläutert Hawking nicht.) Als der Papst vor zwei Wochen nach England kam, wollten Dawkins und Co. ihm einen besonders ungemütlichen Empfang bereiten. Das kirchliche Oberhaupt solle wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (Vertuschung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche) verhaftet werden.

Nachrichten erreichen uns aus England, wie etwa die von einer Krankenschwester im englischen Exeter, die im Pflegedienst ihre Halskette mit einem Kreuz nicht mehr tragen darf. Oder von der Angestellten von "British Airways", der ihr die Kreuzkette bei der Arbeit verboten wurde. Oder von der 54-jährigen Lehrerin Olive Jones, die entlassen wurde, weil sie einem Leukämie-kranken Mädchen und deren Mutter angeboten hatte, für das Kind zu beten.

Laut dem Nationalen Zentrum für Sozialforschung (NatCen) ging die Zahl der Menschen in England, die sich als Christen bezeichnen, in den vergangenen 25 Jahren von 66 auf 50 Prozent  Prozent zurück. Zum Vergleich: In Deutschland glauben heute fast 70 Prozent an Gott.

Nun hat die britische "Charity Comission", die für die Anerkennung von gemeinnützigen Organisationen zuständig ist, entschieden, dass das keltische Druidentum offiziell als Religion anerkannt wird. Zur Klärung: Es geht dabei nicht nur um heilsame Zaubertränke wie bei "Asterix und Obelix". Im ursprünglichen Druidentum ging es um die Anbetung von Naturgottheiten, also etwa Sonnen- oder Totengott, um Geister und um Menschenopfer. Rund 10.000 Briten gehören dem Druidentum heute an. Die Druiden genießen künftig in Großbritannien steuerliche Vorteile.

Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich Chef-Christenkritiker Richard Dawkins zu dieser Entwicklung äußern wird. Fest steht: Uns Christen hat das aufgeklärte, christliche Großbritannien, dem wir die Bill of Rights verdanken, irgendwie besser gefallen.

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