Deutscher Islam-Unterricht in Hessen

Die Universität Frankfurt hat einen Bachelor-Studiengang für Islamische Studien eingeführt. Die Nachfrage sei breits groß, sagte Vizepräsident Matthias Lutz-Bachmann im Interview mit "Zeit Online". Gleichzeitig forderte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier gegenüber "Bild.de" Islam-Unterricht auf Deutsch in den Schulen.
Von PRO
Eigentlich favorisiere das Land Hessen die Uni Marburg für einen Studiengang "Islamische Studien", so Lutz-Bachmann. Doch die Goethe-Universität habe ungeachtet der noch laufenden Diskussion als erste zum Wintersemester den Bachelor-Studiengang "Islamische Studien" eingeführt. Lutz-Bachmann, der in Frankfurt seit 1994 am Institut für Philosophie lehrt, und zu dessen Schwerpunkten die Religionsphilosophie gehört, sagte gegenüber "Zeit Online", seine Uni werde sich im Januar in der zweiten Bewerbungsrunde um die Landes-Mittel bemühen.

Bis jetzt hätten sich bereits etwa hundert Studenten eingeschrieben. "Weit mehr als wir erwartet hatten." Gründe dafür, dass so viele Universitäten in einen regelrechten Wettlauf bei einem Fachgebiet eingetreten sind, das vor einiger Zeit kaum jemanden interessiert hat, sieht Lutz-Bachmann mehrere. "Zum einen geht es einfach um Geld. Außerdem wollen die Hochschulen Profile erlangen, die die anderen nicht haben." Und der Islam sei derzeit ein Bereich, der hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit habe, so Lutz-Bachmann.

Ein großer Teil des Studiums bestehe aus der arabischen Sprache und Philologie "sowie der Koran-Exegese im Sinne einer historisch-kritischen und hermeneutischen Interpretation seiner Entstehungs- und Wirkungsgeschichte". Ein zweiter Schwerpunkt sei die Geschichte des Islams. Ein weiterer Schwerpunkt wird laut dem Vizepräsidenten islamisches Recht sowie systematische Theologie sein, "also die Beschäftigung mit dem Islam und seinem Verhältnis zu den christlichen Theologien". Die Studenten befassten sich auch mit der evangelischen und katholischen Theologie. "Von den Dozenten erwarten dürfen die Studenten Antworten auf erheblich interpretationsbedürftige Stellen im Koran, zum Beispiel zur Rolle der Frau oder zu Gewalt."

Lutz-Bachmann erklärt: "Der Islam soll bei uns mit seiner Relevanz und aktuellen Fragestellungen einen Ort bekommen. Außerdem soll der Islam die Möglichkeit haben, das zu entwickeln, was die christlichen Theologien bereits haben: ein methodisch strukturiertes, selbstkritisches Nachdenken über sich selbst und ein besserer Verständnis seiner Texte."

"Muslimische Kinder raus aus Hinterhof-Moscheen"

Der Ministerpräsident des Landes Hessen, Volker Bouffier (CDU), hat am Dienstag gefordert, dass Islam-Unterricht an deutschen Schulen eingeführt wird. "Kinder aus islamischen Familien müssen raus aus den Hinterhof-Moscheen", sagte der designierte CDU-Bundesvize dem Internetportal "Bild.de". Der Unterricht solle in deutscher Sprache und von dafür speziell ausgebildeten Lehrern erfolgen, "die die Scharia nicht über unser Grundgesetz stellen".

Bouffier stellt fest: "Schon in wenigen Jahren werden Zuwanderer und ihre Kinder in Ballungsräumen die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Integration ist neben der demographischen Entwicklung die Zukunftsaufgabe Nr.1 – dafür brauchen wir einen klaren politischen und gesellschaftlichen Kompass." Zum Ausdruck "Leitkultur" habe er sich immer bekannt. "Nicht im Sinne einer nationalen Überhöhung, sondern als Ausdruck unserer christlich-abendländischen Werte." Wer nach Deutschland emigriere, müsse sich zur hiesigen  freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen, dafür sorgen, dass die Kinder frühestmöglich die deutsche Sprache erlernen und die Prinzipien von Menschenwürde und Toleranz beherzigen.

 Bouffier war vor vier Wochen hessischer Ministerpräsident geworden, nachdem sein Vorgänger Roland Koch zurückgetreten war. (pro)
http://www.zeit.de/studium/hochschule/2010-09/uni-frankfurt-islamstudien
http://www.bild.de/BILD/politik/2010/09/28/hessen-ministerpraesident-volker-bouffier-im-bild-interview/islam-unterricht-an-deutschen-schulen.html
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