"Der falsche Dialog und die so lange praktizierte falsche Toleranz haben allen geschadet, nicht nur uns Westlern, sondern allen voran der Mehrheit der nicht fundamentalistischen Menschen im muslimischen Kulturkreis", sagte Schwarzer gegenüber der "Welt am Sonntag". In vielen Ländern habe man jahrelang weggesehen und dies mit Duldsamkeit begründet. Somit hätten die Europäer zugelassen, dass Menschen als Bürger "zweiter Klasse" behandelt würden, beispielsweise Frauen.
In ihrem Buch schreibt Schwarzer, wie islamistische Aktivitäten verschleiert werden. Motiviert durch das Schicksal von Töchtern islamistischer Väter, Zwangsverheirateten und Unterdrückten hat sich die Journalistin eine Hand voll Expertinnen hinzugezogen, die mit ihr zusammen an dem Buch gearbeitet haben. In der "Welt am Sonntag" nennt sie unter anderem die Soziologin Necla Kelek, die Autorin Djemila Benhabib ("My Life Against the Koran") und die Islamwissenschaftlerin Rita Breuer. Sie sähen den Islam nicht nur als Religion, sondern vielmehr als politische Strategie, als Islamismus.
Verschleierung als islamistische Taktik
Schwarzer erklärt in "Die große Verschleierung", dass die meisten islamistischen Agitatoren ihre wahren Motive verschleierten, um Gutgläubige im Namen einer falschen Toleranz und Religionsfreiheit in die Irre zu führen. "Doch ihr wahres Motiv ist nicht der Glaube, es ist die Macht." Gerade in Deutschland zeige sich dies, da die Islamisten vor allem in den Universitäten, bei den Protestanten und im alternativen Milieu Freunde gefunden hätten. "Hierzulande waren das schlechte Gewissen und die Angst, wieder etwas falsch zu machen in Sachen Fremdenliebe, besonders groß." Dies sei eine Lücke, die politische Muslime nutzten, um Deutschland zu "unterwandern".
Doch die Islamisten an sich seien nicht die größte Herausforderung, so Schwarzer. "Das wahre Problem ist die systematische Untermauerung unseres Bildungswesens und Rechtssystems mit dem Ziel der Islamisierung des Westens, im Klartext: der Einführung der Scharia mitten in Europa." Deswegen warnt Schwarzer in ihrem Buch vor der Gefahr einer Politisierung des Islams sowie vor dessen Folgen. Vor allem in Konvertiten, also Menschen, die den islamischen Glauben angenommen haben, stecke ein großes islamistisches Potenzial. Diese arbeiteten "mal offen, mal verdeckt" – je nach Strategie. Denn das sei die Taktik: Verschleierung.
Aber nicht nur die Deutschen machen dem Islamismus Platz, "auch die aufgeklärten Muslime haben lange, zu lange geschwiegen", sagte die "Emma"-Herausgeberin. Sie vermutet dahinter die "Angst, des Verrats an der eigenen Community bezichtigt zu werden". In Schwarzers Buch beschreibt die Journalistin aber nicht nur die Auseinandersetzungen mit dem Islamismus in Deutschland, sondern auch in Frankreich, der Schweiz und islamischen Ländern wie Algerien. Dabei geht sie auf Themen wie das Minarett-Verbot, die Kopftuch-Debatte oder die Burka-Diskussion ein.
Das Buch "Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus. Ein Emma-Taschenbuch" erscheint am 23. September bei Kiepenheuer&Witsch. (pro)