Weil in der Heilig-Kreuz-Kathedrale nur wenige Gottesdienstbesucher
Platz fanden, mussten viele der 4.000 Menschen die Messe auf einer
Leinwand verfolgen. Der türkische Ministerpräsident Erdoğan hatte die
Feier erlaubt, um den Bemühungen zu einer Normalisierung des
Verhältnisses zum Nachbarstaat Armenien einen neuen Impuls zu geben,
schreibt die türkische Nachrichtenagentur "Anadolu".
Noch vor zehn Jahren habe er sich nicht vorstellen können, dass in Aktamar solch ein Ereignis stattfinden könne, sagte Erzbischof Aram Ateshian, der geistliche Führer der armenischen Minderheit in der Türkei, der Zeitung "Hürriyet". Zu dem von ihm geleiteten Gottesdienst reisten zahlreiche Armenier in das Nachbarland. Auch türkische und amerikanische Armenier nahmen an der Messe teil.
Geste der Versöhnung?
Die Region Van, in der die Inselkirche liegt, war bis zum Ersten Weltkrieg ein Zentrum der Armenier. Die Volksgruppe wurde durch die Massaker und Todesmärsche der Türken in der Region beinahe völlig ausgelöscht. Dadurch sind die Beziehungen zur Türkei schwer belastet. Während die Armenier die Opferzahlen mit 1,5 Millionen Menschen angeben, bestreitet die Türkei diese Angaben entschieden.
Die Heilig-Kreuz-Kathedrale aus dem zehnten Jahrhundert war 2007 restauriert und in ein Museum umgewandelt worden. Künftig soll dort einmal im Jahr eine christliche Messe stattfinden dürfen, was als Geste der Versöhnung seitens der türkischen Regierung gewertet wird. Offizielle Vertreter der armenischen Kirche nahmen nicht an der Feierlichkeit teil. Im August hatte Erdoğans Regierung bereits die Erlaubnis für einen griechisch-orthodoxen Gottesdienst in einer Klosterruine in Nordostanatolien gegeben. (pro)