Kommentar: Bekehrung durch Bücherverbrennung?

Da hat wohl jemand seine Bibel falsch verstanden. Eine christliche Gemeinde im US-Bundesstaat Florida will am 11. September 2010 öffentlich den Koran verbrennen. In Andenken an die Opfer der Anschläge und als Zeichen dafür, dass nur der christliche Glaube der richtige Weg zu Gott sei, heißt es. Eine eigens eingerichtete Facebook-Seite will Nachahmern Mut machen und verkündet: "Der Islam ist vom Teufel!"
Von PRO

Terry D. Jones, Pastor der Kirchengemeinde "Dove World Outreach Center" (Weltmissionszentrum Taube) in Gainesville (Florida), listet auf einer Webseite "zehn Gründe" auf, warum man den Koran verbrennen sollte. Das heilige Buch der Moslems leugne, dass Jesus Gottes Sohn sei, schreibt er. Es sei nicht göttlich inspiriert, sondern baue auf  satanischen Riten auf. "Mohammeds Leben und Botschaft können nicht respektiert werden", ist sich Jones sicher. Die Ironie, dass ein Vertreter einer Religion, die auf der Liebe Gottes zu allen Menschen aufbaut, zu solch einer Provokation aufruft, gipfelt in folgendem Statement des Amerikaners: "Das Ziel dieses und anderer Proteste ist es, den Moslems die Gelegenheit zu geben, zu konvertieren."

Wer sich Pastor nennt und zu solch einer Aktion aufruft, muss von Hass geleitet sein. Und in der Tat ist Terry D. Jones auch in Deutschland kein unbeschriebenes Blatt. Mehr als 20 Jahre lang war er Pastor der charismatischen Christlichen Gemeinde Köln (CGK), die sich im Laufe der Jahre, so Insider, immer mehr zu einer Sekte entwickelte. Als Jones von der Gemeinde, die sich inzwischen neu aufgestellt hat, entlassen wurde, hinterließ er zahlreiche Gemeindemitglieder, die zum Teil noch heute unter den Folgen des geistlichen Missbrauchs leiden. Und wer zum Verbrennen von Büchern aufruft, hat weder aus der Geschichte gelernt, noch in irgeneiner Weise nachgedacht. Da muss man gar nicht Heinrich Heines berühmte Warnung heranziehen: "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Das jüdische "Simon Wiesenthal Center" kritisierte den Aufruf scharf. "Der 11. September sollte ein Tag des Gebetes für die Opfer und ihre Familien sein", mahnte Rabbi Abraham Cooper. "Das Verbrennen eines Buches, das den Moslems heilig ist, ist widerlich."

Zum Glück stellte sich auch sehr bald die größte Vertretungsorganisation evangelikaler Christen in den USA gegen den Aufruf zur Koran-Verbrennung. Die Evangelische Allianz (NAE), die rund 30 Millionen Christen repräsentiert, rief zu einem Stopp auf. Offenbar wolle hier jemand Rache für die Christenverfolgung in islamisch geprägten Ländern üben, stellte NAE-Präsident Leith Anderson fest. Dabei lehre uns doch die Bibel, dass Christen nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern stattdessen "dem Guten nachjagen" sollten. Auch Joel Hunter, Hauptpastor einer Gemeinde in Orlando mahnte, das Feuer mit "dem Wasser der Liebe" zu löschen.

Was würde Pastor Terry Jones wohl sagen, wenn Moslems zu Weihnachten dazu aufriefen, die Bibel zu verbrennen? Käme er dann mit der Botschaft der Liebe? Muslimische Verbände haben mittlerweile eine Erklärung abgegeben: Sie wollen den Aufruf schlicht ignorieren. Vielleicht  das einzig Richtige, was man bei einer solchen Provokation tun kann.

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