Die 65-Jährige war unter Druck geraten, weil sie bereits 1999 über Missbräuche durch zwei inzwischen pensionierte Pastoren informiert gewesen sein soll. Aussagen von fünf Opfern liegen der Kirche vor, der Opferverein spricht von mindestens 20. Die Bischöfin hatte dies bisher zurückgewiesen. Mit ihrem Rücktritt wolle Jepsen nun zusätzlichen Schaden von der Nordelbischen Kirche abwenden, berichtet die Nachrichtenagentur DAPD und beruft sich auf Kirchenkreise. Jepsen war 1992 als erste Frau weltweit ins lutherischen Bischofsamt gewählt worden. 2002 wurde sie für weitere zehn Jahre im Amt bestätigt.
Im März 2010 waren durch den Brief einer betroffenen Frau Vorwürfe bekannt geworden, dass es in der Jugendarbeit der Kirchengemeinde Ahrensburg in den 70er und 80er Jahren sexuelle Übergriffe gegeben habe. Daraufhin leitete das Kirchenamt disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen zwei Pastoren im Ruhestand ein. Die Taten sind juristisch gesehen verjährt.
Der Vorsitzende der Nordelbischen Kirchenleitung, Bischof Gerhard Ulrich, versicherte gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa), die Aufklärung werde vom Kirchenamt intensiv vorangetrieben. "Es wird deutlich, dass damals Hinweisen von Opfern nicht mit dem nötigen Nachdruck nachgegangen wurde. Wir sehen mit Abscheu und Scham auf das, was in Ahrensburg und an anderen Orten Menschen von Pastoren und Mitarbeitern unserer Kirche angetan worden ist." Im Herbst sollen die Ermittlungen voraussichtlich beendet sein, dann wird das Kirchengericht gegen die beiden Pastoren verhandeln. Ihnen droht schlimmstenfalls eine Aberkennung der Ruhestandsbezüge. (pro)