Peter Chung schmuggelt nordkoreanische Flüchtlinge nach Vietnam. Dort integriert er sie in christliche Gemeinden. Ein Großteil der Hilfesuchenden konvertiert zum christlichen Glauben. Ob aus Dankbarkeit Chung gegenüber oder aus persönlichem Willen, kann niemand sagen. Die "Frankfurter Rundschau" (FR) beschreibt die Arbeit des Missionars und "Desertionshelfers" so: Chung bemühe sich um Rettung – nicht nur vor der Polizei, sondern auch vor dem Fegefeuer. Die Hilfe bei der Flucht sei für ihn Mittel zum Zweck-
Südkoreaner: Die eifrigsten Missionare auf der Welt
Der Missionseifer südkoreanischer Christen ist, glaubt man den Informationen der FR, unvergleichlich: Mehr als 20.000 Südkoreaner seien in rund 150 Staaten unterwegs, um das Wort Gottes zu verbreiten. Nur die USA schickten noch mehr Missionare ins Ausland. Ganze 23 der größten Kirchen weltweit stünden in Südkorea. Rund 30 Prozent der Südkoreaner seien Christen. Sie missionierten vor allem dort, wo es am gefährlichsten ist. Schon viele seien Opfer von Anschlägen im Jemen, im Irak oder in Afghanistan geworden. "Viele Missionare haben kein Bewusstsein dafür, dass ihre Arbeit in arabischen Ländern als schweres Vergehen gesehen wird", zitiert die FR einen Außenamtssprecher. Der wittert eine Gefahr für Unbeteiligte: Mit ihrem Einsatz erhöhten die Missionare "die Wahrscheinlichkeit, dass Korea Ziel eines Terroranschlags wird".
Auch der US-Missionar Tim Peters, der seit über zehn Jahren in Seoul lebt, sieht das Engagement der Christen kritisch: "Weil Koreaner sehr wettbewerbsorientiert sind, wollen sie nun nicht nur die besten Handys und Fernseher herstellen, sondern auch die meisten Seelen retten." Dabei gebe es kein zentrales südkoreanisches Missionswerk, sondern über 160 Organisationen, "die miteinander in einem Wettstreit um Mitglieder und Spenden stehen", sagt Pavin Chachavalpongpun vom Institut für Südostasiatische Studien in Singapur der FR. Viele koreanische Missionare benutzten etwa Geld, um den Menschen ihren Glauben abzukaufen. "Das ist eine korrupte Praxis, die lokale Kulturen und Bräuche durcheinanderbringt." Missionare auf den Philippinen kauften systematisch Land, das in den Lokalreligionen heilig ist, um dort Kirchen zu bauen.
Dennoch seien die Auswirkungen der Mission keineswegs nur negativ. "In vielen Ländern initiieren südkoreanische Christen humanitäre Hilfsprojekte. Tausende nordkoreanische Flüchtlinge haben es mit Hilfe von Missionaren in den freien Süden des Landes geschafft. Und auch in Südkorea selbst wird ein großer Teil des zivilen Engagements von den Kirchen organisiert", schreibt die FR.
Hilfe – auch ohne Verpflichtungen
Die "Tagesschau" nimmt sich einer anderen Region der Welt an, in der Missionare derzeit stärker als je zuvor tätig sind: Das immer noch durch verheerende Erdbeben zerstörte Haiti. "Wir versuchen, den Menschen die Liebe Gottes zu zeigen, durch unsere Arbeit", zitiert der Online-Artikel etwa die Missionarin Kathy Skipper, die für die Organisation "Food for the poor" arbeitet. Sie möchte christliche Nächstenliebe weitergeben, indem sie ihre Organisation dabei unterstützt, den Haitianern Häuser, etwas zu Essen und medizinische Hilfe zu geben. Auch der Pastor Esperandieu Pierre kommt zu Wort. Er habe in Haiti eine Schule gegründet, in der christliche Werte vermittelt würden. "Ich glaube an Gott. Wir bringen den Menschen die Werte der Bibel bei, die Moral. Es gibt hier ein großes Inzestproblem. Wir lehren sie, keinen Sex zu haben vor der Ehe. Und es funktioniert", sagt er der "Tagesschau".
"Haiti ist für Glaubensverkünder eine dankbare Gegend. Die Not ist groß, nicht erst seit dem Beben. Und der Staat ist schwach. So werden die meisten Schulen und Kindergärten von Kirchen betrieben", heißt es bei der ARD weiter. Sarah Muscroft, Leiterin des Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe, sieht das Engagement der Missionare kritisch: Während große christliche Organisationen wie "World Vision" sich voll einbinden ließen, gebe es zu den vielen kleineren Gruppen mit der Bibel im Gepäck kaum Kontakt. "So lange man Unterstützung nicht dafür nutzt, eine bestimmte Agenda voranzubringen, unterstütze ich das voll und ganz. Aber wenn die Hilfe Verpflichtungen schafft, verstößt das gegen humanitäre Prinzipien", sagt sie. (pro)