Ganze 19.000 Angebote im Internet hat "jugendschutz.net" im Jahr 2009 kontrolliert. Davon verstießen 2.400 gegen Jugendschutzgesetze. Das größte Problem bilden pornografische Seiten. 42 Prozent der Verstöße sind diesem Bereich zuzurechnen. Der Anteil kinderpornografischer Inhalte ist von drei auf neun Prozent gestiegen. 22 Prozent der Verstöße propagieren Selbstgefährdungen. Häufiger fanden die Jugendschützer Seiten, die das "Ritzen" mit scharfen Gegenständen in die Haut bewarben. Auch die Glorifizierung von Essstörungen breitet sich weiter aus. Von 328 untersuchten Angeboten waren 88 Prozent nach Maßstäben des Jugendschutzes unzulässig.
Rechtsextreme nutzen das Web immer intensiver und professioneller. "jugendschutz.net" beobachtete im vergangenen Jahr 1.872 rechtsextreme Seiten, zehn Prozent mehr als 2008. Verbreitung finden die Inhalte vor allem über szeneeigene Soziale Netzwerke, 80 Prozent von ihnen enthielten 2009 strafbare Inhalte. Zudem hat die Organisation im vergangenen Jahr erstmals Indizierungsverfahren gegen islamistische Videos angeregt, die etwa Minderjährige für den Dschihad rekrutieren sollen. Insgesamt ging die Zahl unzulässiger Inhalte im Vergleich zu 2008 um 20 Prozent zurück.
Jugendschutzfilter ungeeignet
Die Experten dokumentierten 420 Suchmaschinen-Treffer, die zu Exekutionsvideos führten. Dies ist nicht nur in Deutschland, sondern besonders in den USA ein Problem: Dort bietet das Gesetz keine Möglichkeiten, um gegen solche Angebote vorzugehen. Jugendschutzgefährdende Angebote gibt es außerhalb von Deutschland vor allem in Amerika. "Jugendschutz.net" testete 2009 das Beschwerdemanagement von Videoplattformen – und stellte erhebliche Mängel fest. Oft seien die Meldefunktionen schwer zu finden, und die Plattform-Betreiber reagierten langsam oder gar nicht.
Die Initiatoren des Jahresberichts plädieren dafür, Internetangebote stärker nach Alterseignung zu differenzieren. Während jüngere Kinder Schutzzonen benötigten, bedürfe es bei älteren Kindern an Erfahrungsräumen mit kalkulierbaren Risiken. Dringend sei eine Schutzfunktion für internetfähige Handys vonnöten. Jugendschutzfilter seien bisher aber eher ungeeignet. Sie blockierten zu viel Unbedenkliches und ließen Ungeeignetes passieren. Jede vierte Seite sei beim Filtertest von "Jugendschutz.net" falsch behandelt worden. Zuverlässig seien die Filter lediglich im Bereich Pornografie. (pro)