Eindrücklich schildert "Welt"-Autor Volker Ter Haseborg die Erlebnisse, die Uwe Holmer mit den Honeckers hatte, die er am 30. Januar 1990 in sein Haus in Lobetal bei Berlin aufnahm: "Nicht mal vier Monate zuvor hat Honecker seine DDR und sich selbst zum 40. Jahrestag der Republik mit Panzern, Jubelchören und Krimsekt feiern lassen. Jetzt sitzt der gestürzte Machthaber in einem Pfarrhaus und guckt auf Bibelsprüche, die an der Wand hängen. Vor dem Essen betet der Pastor. Das macht er immer. Die Holmers falten die Hände, die Honeckers legen ihre auf den Tisch. Man redet über Alltägliches: die Gesundheit, die Kinder, nicht über Politik."
Doch später sprechen sie auch über die DDR, den Umbruch und den christlichen Glauben, schildert der "Welt"-Autor: "Auf seine Weise erklärt er (Holmer) dem Atheisten die Wiedervereinigung nach 40 Jahren Trennung: ‚Diese Zeitspanne ist in Gottes Heilsgeschichte eine fest umrissene Periode der Demütigung, der Läuterung und der Besinnung. Offenbar hat Gott unserem Volk dieses verordnet wegen all der Verbrechen im Dritten Reich.‘ Honecker reagiert kühl. ‚Nun gut, wenn Sie das so sehen.’"
"Welt"-Autor Volker Ter Haseborg schreibt zum Schluss: "Haben ihn die Tage mit den Honeckers verändert? Nein, sagt Holmer. ‚Die Wiedervereinigung war kein Umbruch für mich und meine Überzeugungen.‘ Vieles sei in den 20 Jahren seit jenem 30. Januar 1990 besser geworden, die Luft sauberer, die Häuser schöner. ‚Innerlich aber sind wir arm geworden. Ein Volk, das keine Gebote mehr kennt, in dem wird es kalt und arm‘, sagt Holmer. Deswegen kämpft er weiter: für Süchtige, für Verfolgte, für Vergebung. Er sagt, er könne nicht anders."