Sie würde ihre Predigt wieder genauso halten, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Käßmann, am Montagabend in der ARD. Damit bekräftigte sie ihre Distanzierung zum Afghanistaneinsatz der Bundeswehr, die ihre Neujahrspredigt in Dresden zu einem medialen Großereignis gemacht hatte. "Nicht zu rechtfertigen" sei der Einsatz aus Sicht eines Christen, hatte Käßmann erklärt. Weil sie mit ihrer Aussage, nichts sei gut in Afghanistan, sowohl bei SPD und Union, als auch beim Bundeswehrverband auf harsche Ablehnung stieß, traf sie sich zum Versöhnungsgespräch mit Verteidigungsminister zu Guttenberg – und das verlief überaus friedlich, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilte.
Der Beginn eines Dialoges
Das Treffen sei "konstruktiv" und der "Beginn eines Dialoges" gewesen, erklärte zu Guttenberg laut ARD und weiter: Man müsse miteinander reden, um einen gesellschaftlichen Diskurs über Auslandseinsätze, vor allem dem in Afghanistan, voranzutreiben. Dieser Diskurs soll für Käßmann demnächst ganz persönlich werden. Der Verteidigungsminister lud sie zu einem Besuch in Afghanistan ein, die Bischöfin stimmte zu. "Ich möchte dort vor den Soldaten predigen", sagte sie laut ARD. Zudem lud zu Guttenberg sie ein, vor der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zu sprechen, der Verteidigungsminister soll im Gegenzug einen Vortrag an der Evangelischen Akademie halten.
Käßmann betonte, die Evangelische Kirche und auch sie ganz persönlich schätzten die Arbeit der Soldaten. Sie habe nur zum Nachdenken über Krieg und Gewalt anregen wollen. Vor allem militärische Mitarbeiter hatten ihre Worte als Fundamentalkritik am Einsatz verstanden und vehement widersprochen. Die "Tagesschau" zitiert einen Offizier in Neuburg, der Käßmanns Äußerungen als "wenig hilfreich" bezeichnete. "Keine Ahnung, in welchen Sphären sich die Frau bewegt, aber mit der Wirklichkeit hat das nix zu tun", habe ein Oberstabsfeldwebel gesagt. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, warf Käßmann laut "Spiegel" "populistische Fundamentalkritik" vor. Es sei naiv, in Afghanistan mit Gebeten und Kerzen Frieden schaffen zu wollen. Wilfried Fritzsch, evangelischer Militärpfarrer, äußerte sich im "Tagesschau"-Interview zu Käßmann: "Sie muss natürlich auch wissen, dass sie eine Meinung vertritt, die nicht alle Christen vertreten."
In der ARD- Sendung "Beckmann" erklärte Käßmann am Montagabend: "Ich begreife schon, dass im Moment in Afghanistan Waffen dazu beitragen können, das ziviler Aufbau möglich ist." Allerdings stünde die militärische Perspektive zu stark im Vordergrund. "Es muss für uns immer einen Vorrang für zivil geben", betonte Käßmann. Hierüber sei sie sich mit Verteidigungsminister Theodor zu Guttenberg im Gespräch einig gewesen. (pro)