Sie suchen Grenzerfahrungen. Wollen wissen, wie es sich anfühlt, wenn
der Körper wegen Sauerstoffmangel bewusstlos wird. Darum drücken sie
sich gegenseitig die Luftröhre zu. "Jeu du Foulard" (Das
Halstuch-Spiel) heißt es in Frankreich, in den USA ist seit 2008 das
Choking Game (Würgespiel) bekannt.
Schüler wollen den Schwindel, aber auch das Gefühl des Wiederaufwachens erleben. Sie suchen Grenzerfahrungen. Oft genug filmen andere das Geschehen und stellen das Video anschließend bei dem Onlineportal Youtube ein. Die Amateurfilme zeigen jeweils ähnliche Situationen: Ein Schüler drückt einem anderen die Luftröhre zu, solange bis der andere umfällt. Vermutlich spielt auch die Neugier eine Rolle: Schüler wollen sich selbst auf dem Video sehen, wollen wissen, wie sie aussehen, wenn sie ohnmächtig sind.
Die Journalistin Maria Holzmüller beschreibt in der Onlineausgabe der "Süddeutschen Zeitung", wonach die Schüler suchen: "Viele Schüler wollen (…) die Sensation des Schwindels und die eintretenden Halluzinationen kurz vor der Ohnmacht erleben. Wer diese Art Nahtoderlebnis einmal durchstanden hat, sucht den Reiz meist immer wieder."
Spiel mit Todesfolge
In der Schweiz heißt das Würgespiel "Ohnmächterlis". Im Jahr 2008 starb ein neunjähriger Junge an den Folgen der Strangulation. Gregor Schubiger, Chefarzt am Luzerner Kinderspital, beschreibt gegenüber dem Onlinenachrichtenportal "Blick.de" , was während der Strangulation im Körper passiert: "Durch das Würgen oder Zusammendrücken des Brustkastens unterbrechen die Kinder die Blutzufuhr zum Hirn. Das führt zur Ohnmacht, begleitet von einem rauschartigen Zustand." Für Schubiger gilt das Ganze als Mutprobe, hinter der meist auch Gruppendruck steckt. Er befürchtet, dass das berauschende Gefühl bei Betroffenen zur Sucht führen kann.
Und manchmal werden die Grenzen überschritten. Das französische Gesundheitsministerium schätzt, dass jeden Monat mindestens ein Schüler in Frankreich an den Folgen des gefährlichen Spiels stirbt. Wie die "Süddeutsche" in ihrer Onlineausgabe berichtet, hätte es in diesem Jahr in Frankreich durch "Jeu du Foulard" bereits 13 Todesopfer gegeben. In den USA sprachen Experten von 82 Schülern, die in den vergangenen 12 Jahren durch das "Choking Game" starben.
Tausende Gehirnzellen sterben ab
Ärzte warnen vor dem kurzfristigen Sauerstoffmangel. Der Internist Klaus Brombach erklärt: "Bei jedem Strangulationsversuch sterben einige tausend Hirnzellen ab." Außerdem befürchtet der Mediziner unbeabsichtigte Unfälle. Es kann tödlich enden, wenn Kinder das Spiel allein ausprobieren, das Bewusstsein verlieren und sich aus der Strangulation nicht mehr befreien können.
Das französische Gesundheitsministerium erwägt nun, die Anstiftung zum Würgespiel unter Strafe zu stellen. Vor allem baut man in Frankreich auf Aufklärung, Information und Sensibilisierung von Lehrern, Eltern und Gesundheitspersonal. Seit Anfang des Jahres gibt es laut der Tagesschau es eine spezielle Ausbildung für Gesundheitspersonal, damit bereits erste Anzeichen erkannt werden.
Derartige Spiele gab es bereits in früheren Zeiten. Heute trägt natürlich das Internet dazu bei, dass sich Trends schnell und grenzüberschreitend ausbreiten. Daher sollten Eltern ihre Kinder für das Thema sensibilisieren und sie über die Gefahren aufklären. Auch Symptome wie rote Wangen, Würgemale am Hals, starke Kopf-oder Ohrenschmerzen könnten Zeichen dafür sein, dass Kinder das Würgespiel ausprobiert hätten, warnt Frédéric Joye, Notarzt in Carcassonne.