"Es braucht wieder mehr Menschen in diesem Land, die sagen: So etwas tut man nicht", hatte Bundespräsident Horst Köhler im März über das Fehlverhalten von Managern gesagt. Diese Worte sind der Grund, warum auf www.das-tut-man-nicht.de ins Leben gerufen wurde. Dort fragen User etwa, ob es moralisch erlaubt ist, sich als Chef ein neues Auto zu kaufen und gleichzeitig Mitarbeiter zu entlassen. Ursula Weidenfeld und Margaret Heckel bieten auf ihrem Internetportal Raum, solche quälenden Fragen loszuwerden und Werte wieder stärker zu betonen.
Tut man das oder tut man das lieber nicht? In allen Bereichen des Lebens stehen Menschen vor dieser Frage, egal ob es ums Heiraten, die Familie oder den Beruf geht. So stellt sich jemand auf www.das-tut-man-nicht.de die Frage, ob er unerwünschte Gäste auf einer Beerdigung vom Friedhof verweisen darf: "Meine beste Freundin ist nach langer Krankheit gestorben. Während ihres Leidens hatte sie sehr auf den Besuch anderer gemeinsamer Freunde gehofft. Die tauchten aber erst zur Beerdigung auf." Tut man das nun oder tut man es nicht?
Die Antworten auf die knapp formulierten Fragen geben Ethikexperten, Prominente und Menschen mit Lebenserfahrung wie Mütter, Väter, Lehrer oder Pastoren. In dem obigen Fall zieht der Wirtschaftsethiker Josef Wieland das Fazit: "Das tut man nicht." Klare Antwort, aber er ist nicht die letzte Instanz. Auch Leser dürfen über die Antwort abstimmen. Sie haben zwei Optionen: "Das kann man tun" oder "Das tut man nicht". Bei dieser Frage teilen 15 Personen die gleiche Ansicht wie Wieland, zwei hingegen sind der Meinung, die Gäste hätten nicht bei der Beerdigung erscheinen dürfen.
"Darf ich nervige Partygäste abschütteln?"
Auf die Frage "Darf eine Mutter eine Freundschaft ihrer Tochter verhindern?" antwortet die CSU-Politikerin Ilse Falk ganz klar mit "Das tut man nicht". Ebenfalls sollten vom Gastgeber keine "nervigen Partygäste abgeschüttelt" werden, findet die "Welt"-Journalistin Inga Griese. Und seinem Chef sollten Angestellte keine Gemeinheiten heimzahlen, auch wenn die "letzte Spesenrechnung getürkt" war, schreibt Hans-Joachim Schabedoth vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Allerdings dürfe ein anonymer Verwandter seinem zwölfjährigen Neffen durch private Kontakte helfen, ein Autogramm von Angela Merkel zu besorgen, um bei seinen Freunden Eindruck zu hinterlassen, heißt es auf der Internetseite.
Die Gründerinnen der Webseite sind beide Journalistinnen. Margaret Heckel ist die Autorin des Bestseller "So regiert die Kanzlerin". Sie war Politikchefin bei den Zeitungen "Die Welt" und "Welt am Sonntag". Zudem hat sie bereits für die "Financial Times Deutschland" geschrieben. In diesem Jahr hat sie sich selbstständig gemacht und widmet sich nun Online-Projekten. Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin und schreibt unter anderem für die Tageszeitungen "Handelsblatt" und "Der Tagesspiegel". Sie hat sich ebenfalls dieses Jahr selbstständig gemacht. (PRO)