„Knowing“: Biblische Prophetien im Horror-Kino

Der Film "Knowing" erzählt vom Weltuntergang – und das mit zahlreichen biblischen Bezügen. Christen dürften sich am Ende dennoch fragen, warum das Werk von Regisseur Alex Proyas in einer esoterisch-kitschigen Bilderflut enden muss. pro-Autorin Anna Wirth hat sich den starbesetzten Streifen angeschaut.
Von PRO

Alex Proyas ist bekannt für düstere Science-Fiction-Filme. Nach „I, Robot“, „Dark City“ und „The Crow – Die Krähe“, läuft derzeit sein neustes Werk „Knowing“ in den deutschen Kinos. Proyas selbst ist kein bekennder Christ, für seinen Film aber wagt er sich vor allem an alttestamentarisches biblisches Material heran – ein Gräuel für viele Kritiker, die den Film als „christlich-fundamentalistisch“ oder in Bezug auf die „Zeugen Jehovas“ als „verfilmtes Wachturm-Cover“ bezeichnen. Achtung: Wer den Film noch sehen will, erfährt im Folgenden, wie die Geschichte ausgeht.

Horror-Prophetie zeigt das Ende der Welt

Die Story von „Knowing“ entspricht dem klassischen Horror-Genre. Bei der 50-Jahr-Feier seiner Grundschule findet der kleine Caleb (Chandler Canterbury) in einer vor 5 Jahrzehnten vergrabenen Zeitkapsel den Brief der damaligen Schülerin Lucinda. Auf dem Zettel stehen scheinbar willkürlich geschriebene Zahlen. Calebs Vater, der Atrophysiker John (Nicolas Cage), bekommt den Brief in die Hände und schafft es, die Zahlenkombination zu entschlüsseln. Die Nummern, so findet er heraus, sind die Daten und Koordinaten der größten Katastrophen der Menschheit. So zeigen sie etwa den Ort und die Zeit der Anschläge vom 11. September an. Drei der Daten liegen noch in der Zukunft – John macht sich auf, um die anstehenden Katastrophen zu verhindern.

Szenen in „Knowing“ beruhen auf „Hesekiel“

Beim Versuch, dem Geheimnis der Zahlen auf den Grund zu gehen, findet er heraus, dass ein Sohn Caleb, über dieselben prophetischen Gaben verfügt, wie einst Lucinda und dass das Ende der Welt unausweichlich bevorsteht. Es ist vor allem das biblische Buch „Hesekiel“, das in „Knowing“ eine elementare Rolle spielt. Bei einem Besuch der verlassenen Wohnung Lucindas findet John ein Bild, das die Visionen Hesekiels von der Widerkunft Christi illustriert – gleich neben einer verstaubten Bibel. Als das Ende der Welt näher rückt, kontaktiert John seinen Vater, einen Pastor, dessen Glauben John seit dem Tod seiner Frau Grace nicht mehr teilt. Im Telefongespräch verweist er auf eine Bibelstelle im ersten Korintherbrief, „in der von den Gaben des Heiligen Geistes die Rede ist“. „Ich habe nun auch eine Prophetie für dich“, erklärt er seinem Vater, und berichtet ihm von der anstehenden Katastrophe. Johns Vater nimmt die Nachricht gefasst auf und verweist auf seinen Glauben und das kommende Paradies.

John hingegen findet eine weitere Nachricht Lucindas – mit Koordinaten, zu denen er sich offenbar begeben soll, um vor dem Ende der Welt gerettet zu werden. Was sich dort abspielt, entspricht den Worten Hesekiels. „Ich sah, wie der Sturm eine mächtige Wolke von Norden herantrieb; sie war von einem hellen Schein umgeben, und Blitze zuckten aus ihr. Die Wolke brach auf und aus ihrem Inneren leuchtete ein helles Licht wie der Glanz von gleißendem Gold. In dem Licht sah ich vier Gestalten, die wie Menschen aussahen, doch jede von ihnen hatte vier Flügel“, (Hesekiel 1, 4ff) schreibt der Prophet. Im Film landen diese Engelsgestalten mit einem Raumschiff auf der Erde, um die Kinder mit in ein paradiesähnliches Reich zu nehmen, in dem sie geschützt sind und die Chance haben, neu anzufangen, während ein Großteil der Menschheit sterben muss. Die Kapsel, mit der die auserwählten Kinder ins Weltall befördert werden, entspricht einer weiteren Prophetie Hesekiels: „Als ich genauer hinsah, erblickte ich neben jeder der vier Gestalten ein Rad, das den Boden berührte. Alle Räder waren gleich groß und funkelten wie Edelsteine. In jedes Rad war ein zweites Rad im rechten Winkel eingefügt, so dass es nach allen vier Seiten laufen konnte, ohne vorher gedreht zu werden.“ (Hesekiel 1,15ff)

Hauptfigur findet zum Glauben – Jesus ist der Weg

Weil John nicht zu den Auserwählten gehört, muss er auf der Erde zurückbleiben. Zielstrebig fährt er zu seiner gläubigen Familie. Gemeinsam mit ihnen erlebt er das Ende der Welt. Den letzen Dialog im Film wechseln er und sein Vater: „Das ist nicht das Ende“, sagt der Pastor und John antwortet: „Ich weiß.“ Kurz vor seinem Tod findet der Astrophysiker seinen Glauben wieder. Der Film endet mit einem Blick auf einen fremden Planeten, der möglicherweise das Paradies darstellen soll. Die von Außerirdischen dorthin gebrachten Kinder laufen in einer letzten Einstellung durch bunte Wiesen auf einen Baum (der Erkenntnis?) zu.

Neben dem Erzählstrang bietet der Film zahlreiche weitere Verweise auf die Bibel. Kurz vor der letzten großen Katastrophe fährt John durch die Straßen von Washington – vorbei an einem Bus mit der Aufschrift „Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Seine ebenfalls gläubige Schwester bietet ihm einmal an, für ihn zu beten, als ihm ein schwerer Tag bevorsteht. Der Name John könnte sich auf den biblischen Johannes beziehen, der die Offenbarung empfing und so das Ende der Welt vorhersagte. Johns Sohn Caleb geht als Auserwählter ins Paradies und entspricht damit auch dem biblischen Caleb, der gemeinsam mit Mose durch die Wüste zog und schließlich als Kundschafter ins Heilige Land geschickt wurde.

Enttäuschendes Ende: Aliens statt Jesus

Doch die Geschichte von „Knowing“ entspricht am Ende eher dem, was in den USA „Alien Gospel“ (Außerirdischen-Evangelium) genannt wird. Es ist nicht Jesus, der am Ende aller Tage kommt, um die Menschen zu erlösen, sondern es sind Aliens in einem Raumschiff. Gott als Außerirdischer? Spätestens da wird jeder Bibelvergleich im Film hinfällig. Die letzte Einstellung – der Blick auf einen paradiesischen Planeten – wirkt tatsächlich so, als sei er einer Broschüre der „Zeugen Jehovas“ entnommen worden. Ausnehmend gut sind hingegen die meisten Spezial-Effekte gelungen, etwa ein abstürzendes Flugzeug in Nahaufnahme oder ein entgleisender Zug. Auch eine Weltuntergangsvision von Caleb ist besonders eindrücklich. Genau dies stößt allerdings dem christlichen Filmkritiker Ted Baehr negativ auf: „‚Knowing‘ ist ein Nicholas Cage-Thriller mit atemberaubenden Spezial-Effekten und einer noch erstaunlicheren Handlung. Es sind starke christliche Elemente vorhanden, aber der Fokus liegt eher auf einem all-wissenden als auf einem all-liebenden Gott. Während der Film sehr unterhaltend ist und zum Nachdenken anregt, ist es kein Film für junge Menschen, die leicht zu beeindrucken sind, weil er sehr intensiv alptraumhafte Szenen zeigt“, schreibt er auf der Internetseite „Movieguide“. „Knowing“ ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben. (PRO)

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