Einerseits bekommen die Deutschen immer weniger Kinder. Andererseits haben gerade ärmere Familien vergleichsweise viele Kinder. Auf Initiative von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zahlt der Staat im Jahr mittlerweile 4 Milliarden Euro Elterngeld aus, eine Art Lohnfortzahlung im Geburtsfall.
Die Statistik zeigt zwar, dass die Geburtenrate nach der letzten Erhöhung tatsächlich eine Weile nach oben ging, sie sank nun jedoch wieder. Im Jahr 2008 gab es 8.000 Geburten weniger als im Vorjahr. Elterngeld allein ist offenbar nicht die Lösung.
Aufmerksamkeit für die Kinder statt mehr Elterngeld
„Eines steht unumstritten fest: Für die Kinder, die wir haben, sorgen wir als Gesellschaft nicht gut genug“, leitete ZDF-Moderator Claus Kleber den Bericht über Kinderarmut ein. Der Film von Reporter Carsten Behrendt stellte zunächst eine Familie aus Berlin vor, deren Eltern arbeitslos und die sechs Kinder hungrig sind. „Armut macht krank. Diesem Phänomen steuern die Macher des christlichen Kinderhilfswerks ‚Arche‘ seit Jahren entgegen. Mit kostenlosem Mittagessen und Rundumbetreuung für die Kinder“, heißt es im Bericht.
Pastor Bernd Siggelkow ist Gründer des christlichen Kinderhilfswerkes „Arche“ in Berlin-Hellersdorf. Der 1995 gegründete Verein betreibt mittlerweile eine Grundschule, sowie Kindertagesstätten in Berlin, Hamburg, München und Potsdam.
Auch Siggelkow bemerkt gesundheitliche Probleme bei den Kindern, die zur „Arche“ kommen, seien es schlechte Zähne oder häufige Erkältungen. „In Berlin lebt jedes dritte Kind in einem Hart IV -Haushalt“, berichtet Behrendt. „In Problem-Kiezen ist ihr Anteil noch viel höher.“
Dabei zeige der gerade erst veröffentlichte Berliner Sozial-Atlas, wie wichtig das soziale Umfeld für die Gesundheit von Kindern sei. Die Studien belegen: „Im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 80,6 Jahren. Im sozial schwächeren Friedrichshain-Kreuzberg sind es drei Jahre weniger.“
Der Kinderarzt Ulrich Fegeler erklärt: Dahinter stecke keine „bewusste Misshandlung oder Vernachlässigung“ durch die ärmeren Eltern. „Diese Kinder müssen in ihrer Entwicklung eigentlich sozial kompensatorisch in außerhalb der Familie stehenden Institutionen vernünftig angeregt werden, damit sie später eine soziale Chance haben.“
Im ZDF schlägt Siggelkow vor: „Die Menschen brauchen wieder Hoffnung, aber auch sichere Arbeitsplätze, und vielleicht auch eine ganze Portion Aufmerksamkeit auf das eigentliche Problem: Unterstützung, wie sie ihre Kinder richtig ernähren können“, so Siggelkow. „Sie brauchen auf jeden Fall jemanden, der sie an der Hand nimmt.“
„Mehr Hartz IV-Geld ist keine Lösung“
In einer Erhöhung der Hartz IV-Sätze sieht er keine Lösung. Wenn das Geld dort ankomme und im Haushalt etwa neue Geräte wie Waschmaschine oder Kühlschrank gebraucht würden, würde das Geld als erstes dafür ausgegeben und nicht direkt den Kindern helfen. „Im Hartz IV-Satz ist überhaupt kein Geld für Bildung verankert. Eigentlich gehört das Geld direkt dorthin, wo es den Kindern zugute kommt, nämlich in die Bildungsstätten“, fordert Siggelkow. Er appelliere daher eher dafür, das Geld nicht direkt an die Eltern auszuzahlen, sondern an die Institutionen, bei denen man sicher ist, dass es den Kindern selbst zugute kommt. Das käme auch den Eltern entgegen, denn die hätten dann mehr Zeit, eigenen Perspektiven für ihr Leben zu entwickeln und einer Beschäftig nachzugehen, so der Pastor. (PRO)
Der ZDF-Beitrag findet sich hier.