Islam-Lehrer in der Kritik: „fanatische Haltung“

Eine Studie unter Islam-Lehrer sorgt derzeit in Österreich für Aufsehen. Ein Fünftel der Mentoren lehnen grundlegende demokratische Werte ab, über 70 Prozent haben keine pädagogische oder theologische Ausbildung. Politiker zeigten sich schockiert, die verantwortliche islamische Organisation will die Kontrollen für Lehrkräfte nun verbessern.
Von PRO

Gerade eine Woche ist es her, seit das Volksbegehren „ProReli“ in Berlin erfolgreich war. Schon jetzt wird neben der Einführung eines christlichen Religionsunterrichts als Wahlpflichtfach auch die Einrichtung eines islamischen Fachs diskutiert. Ein Blick nach Österreich zeigt, welche Probleme eine solche Neuerung andernorts mit sich bringt. Wie die Wochenzeitung „Falter“ berichtet, ergab eine Studie des Islamlehrers und Imams Mouhanad Khorchide: Über 22 Prozent der österreichischen Islamlehrer haben bezüglich ihrer Religion eine „fanatische Haltung“.

21 Prozent der Lehrer lehnen Demokratie ab

Die Frage „Lehnen Sie Demokratie ab, weil sie sich mit dem Islam nicht vereinbaren lässt?“ bejahten 21 Prozent der Befragten, „Lehnen Sie die Menschenrechtserklärung ab, weil sie sich mit dem Islam nicht vereinbaren lässt?“ gar 27 Prozent. „Hätten Sie Verständnis dafür, wenn Muslime, die vom Islam abgefallen sind, mit dem Tod bestraft würden?“ beantworteten 18 Prozent mit Ja. Über 28 Prozent „sehen einen Widerspruch zwischen Muslim sein und Europäer sein“. Laut „Falter“ steigt die Ablehnung rechtsstaatlicher Prinzipien mit dem Alter der Lehrer. Insgesamt knapp 33 Prozent lehnen rechtsstaatliche Prinzipien ab.

Wie die Berliner „tageszeitung“ (taz) berichtet, hatte Khorchide seine Umfrage im Rahmen seiner Doktorarbeit durchgeführt. Befragt wurden 210 Teilnehmer eines Kongresses muslimischer Religionslehrer im Jahr 2007. Derzeit unterrichten in Österreich 394 Lehrer 50.000 muslimische Kinder. In Österreich wird seit 1982 islamischer Religionsunterricht an öffentlichen Schulen angeboten. Für die offizielle Vertretung und Verwaltung der religiösen Belange aller einheimischen Muslime ist die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) zuständig. Ihr obliegt auch die Auswahl der Religionslehrer.

Lehrer nicht ausreichend ausgebildet

IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh relativierte die Aussagen der Studie gegenüber der „Wiener Zeitung“: „Ich vermute, dass die meisten Lehrer durch die Fragestellung irritiert wurden. Die Frage ‚Lehnen Sie die Demokratie ab, weil sie mit dem Islam unvereinbar ist‘ suggeriert bereits, dass Islam und Demokratie unvereinbar sind. Das war unsauber.“ Weiter erklärte er: „Die islamischen Prinzipien sind die Grundlage für die Menschenrechte. Nun werden wir aber für alle Islamlehrer eigene Lehrveranstaltungen durchführen, in denen wir das hervorheben.“

Laut einem Bericht der Zeitung „Falter“ sind diese dringend notwendig. „Wegen der jährlich wachsenden Nachfrage holte die IGGiÖ Lehrkräfte aus der Türkei und arabischen Staaten ins Land. Die meisten verfügten weder über Deutschkenntnisse noch über eine pädagogische Ausbildung“, schreibt die Zeitung. Die „Wiener Zeitung“ schätzt die Zahl nicht ausgebildeter islamsicher Lehrkräfte auf 73 Prozent. „Viele sind seit den 80ern und 90ern dabei. Da gab es ein gewisses Segment, das keine adäquate Qualifikation hatte“, gibt auch Schakfeh in einem Interview mit „Falter“ zu. Dennoch meint er zur Studie: „Katastrophal sind die Ergebnisse nicht. Aber auch nicht in Ordnung. Wenn ein Lehrer eine private Meinung hat, die er nicht in der Schule äußert, dann habe ich damit nichts zu tun.“

Politiker reagieren schockiert – Muslime kritisieren Shakfeh

Wie die österreichische Zeitung „Kurier“ berichtet, schätzten die einheimischen Parteien die Ergebnisse der Studie als durchweg alarmierend ein: „Die ÖVP (Österreichische Volkspartei, Anm. d. Red.) Wien sah die Islamische Glaubensgemeinschaft und ihren Präsidenten Anas Shakfeh gefordert, das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich, Anm. d. Red.) zeigte sich entsetzt über eine ‚gefährliche Subgesellschaft‘, und die Grünen riefen nach einer ‚besseren Aufsicht‘ über die Religionslehrer, ‚dort, wo es Probleme gibt‘. Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs, Anm. d. Red.) forderte die Suspendierung von Lehrern mit ‚derartigen antidemokratischen Einstellungen‘.“

Kritik an Schakfeh wurde nun auch in seinen eigenen Reihen laut: Wie im Internetauftritt der Zeitung „Die Presse“ berichtet wird, äußerte sich Omar Al-Rawi, Integrationsbeaufragter der IGGiÖ, bei einer Podiumsdiskussion zum Präsidenten. „Es wäre professionell gewesen, sich selbst die Studie zu besorgen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen“, erklärte er. Wegen der negativen Stereotypisierung, so die IGGiÖ, wachse die Sorge vor ernsten Auswirkungen auf das gesellschaftliche Klima in Österreich. Die Organisation wolle die Kontrollen der Lehrkräfte nun verbessern. (PRO)

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