Damit Andersgläubige nicht in ihren religiösen Gefühlen verletzt werden, verschwinden christliche Weihnachtstraditionen zunehmend aus britischen Grundschulen. Die Onlineausgabe der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ berichtet über einen Schulchor in Corringham, der mit seinen eingeübten christlichen Weihnachtsliedern nicht auf dem „Corringham Winter Festival“ auftreten durfte. Die Lieder seien „zu religiös“, hieß es von Seiten der Organisatoren. Bei den britischen „Winter Festivals“ rückt der winterliche Charakter der Weihnachtszeit in den Vordergrund, der religiöse Aspekt ist weniger wichtig.
Singen christlicher Lieder verboten
Sechs Wochen lang hatten die 60 sieben- bis elfjährigen Kinder Lieder wie „Once in Royal David’s City“ (Einst in König Davids Stadt) oder „Silent Night“ (Stille Nacht) eingeübt. In letzter Minute sagten die Veranstalter dem Chor ab. Ihr Programm passe nicht zum Thema der Feier, hieß es. Die Feierlichkeit fand schließlich mit nicht-religiöser Musik und Darbietungen einer irischen Tanz- und Kunstschule statt. Die Corringhamer Bevölkerung besteht laut „Daily Mail“ zu 75 Prozent aus Christen.
Ähnlich erging es Schülern der britischen „Greenwood Junior School“ im britischen Nottingham. Dort wurde das traditionelle Krippenspiel aus Rücksicht auf den muslimischen Teil der Kinder abgesagt. Einige der Schüler zögen es vor, gemeinsam mit ihren Eltern das Fest „Idu I-Fitr“ zu feiern, mit dem im Islam das Ende des Ramadan begangen wird, hieß es in der „Daily Mail“.
„Idu I-Fitr“ für Muslime – Weihnachten für Christen?
Nach Protesten seitens der Eltern ließ die Schule verlauten, das Fest sei nicht abgesagt, sondern bis Neujahr verschoben. Weiter hieß es: „Wir sind eine sehr offene Schule und respektieren die Kultur und Religion aller Kinder.“ Die Schulleitung hatte schon zuvor in einem Rundbrief über die Feiertage der verschiedenen Kulturen informiert. Zur Feier des „Eid“ bekommen die muslimischen Kinder schulfrei.
Viele Eltern sind laut „Daily Mail“ empört über das Vorgehen der Schulleitung. „Es muss auch möglich sein, für beide Feste zu planen“, sagte etwa Janette Lynch, Mutter eines Schülers. Auch der muslimische Vater Sajad Hussain versteht die Sorge der Lehrer nicht: „Es ist nicht so kompliziert. Man könnte ein Fest an dem einen, das andere an einem anderen Tag zelebrieren.“ Der Vater warnte gleichzeitig davor, eines der beiden Feste zu vernachlässigen. „Wenn man nicht beides feiert, könnte das rassistisch anmuten und wenn das dann auf den Tisch kommt, könnte es unschön werden.“ Die Schule hat sich mittlerweile dazu entschieden, beide Feste zu feiern.
Auch Eltern in Corringham sind empört
Auch Eltern in Corringham zeigten sich empört über den Ausschluss des Kinderchors vom „Winter Festival“. „Es ist lächerlich, dass man an Weihnachten keine religiösen Lieder singen darf. Es ist Weihnachten – wann kann man sie sonst singen?“, sagte die Mutter Nicole Hales gegenüber „Daily Mail“. Eine andere Mutter verstehe nicht, wie Weihnachtslieder überhaupt auf irgendjemanden beleidigend wirken könnten.
Die religiöse „Prayer Book Society“ befürchtet, dass „Winter Festivals“ das traditionelle Weihnachten immer mehr verdrängen könnten. „Diese politisch korrekten ‚Winter Festivals‘ versuchen, aus Weihnachten den Teil eines Multi-Glaubens-Mischmaschs zu machen“, erklärte die Organisation. „Die ‚Winter Festivals‘ verstehen Weihnachten als ein lokales, saisonales Event und vergessen die Bedeutung des Religiösen für die nationale Identität.“ (PRO)