Provokante „Organspende-Show“ gewinnt Emmy

Die provokante Fernsehshow in Holland, in der angeblich drei Patienten vor den Augen des Publikums um die Niere einer 37-jährigen Frau buhlten, ist am Montag mit dem Emmy Award ausgezeichnet worden. Die Sendung war inszeniert, wie am Ende verraten wurde. Kritiker lobten die Idee.
Von PRO

Mai 2007. Eine Sendung im öffentlich-rechtlichen Jugendsender BNN sorgt in der niederländischen Öffentlichkeit für heftigen Streit. Am Freitag, den 1. Juni, sollten drei Kandidaten in „De grote Donor Show“ um die gesunde Niere einer krebskranken Frau kämpfen. Per SMS sollten die Zuschauer eine Empfehlung abgeben, welcher Bewerber die Niere erhalten sollte. Politiker zeigten sich empört, sogar eine Organspende-Gesellschaft äußerte sich kritisch, und die Verantwortlichen verteidigten ihre Sendung als Denkanstoß zur Problematik.

Am Ende der Live-Show verkündeten die Programmmacher: alles war nur inszeniert; die angeblich todkranke Frau eine Schauspielerin. Die drei „Kandidaten“ allerdings waren echt. Der Sender erklärte, er habe mit der Show auf den großen Mangel an Spenderorganen aufmerksam machen wollen. Ein Mitschnitt ist bei Youtube verlinkt: Teil 1, Teil 2.

Im Sommer vergangenen Jahres befasste sich sogar das niederländische Parlament mit der Sendung. Der Pressesprecher der Christdemokratischen Partei CDA, Joop Atsma, nannte die geplante Show „moralisch falsch und verwerflich“. BNN-Chef Laurens Drillich hingegen verteidigte das Konzept noch vor Ausstrahlung der Sendung: „Die Bewerber haben eine Chance von 33 Prozent, eine Niere zu bekommen. Das ist wesentlich besser als bei Menschen auf der Warteliste.“ Sie alle hielten die Sendung für denkbar, immerhin steckte dahinter die Produktionsfirma Endemol, die auch für das umstrittene Format „Big Brother“ verantwortlich zeichnet.

Nach der Enthüllung waren die Programmmacher für ihre Idee international gelobt worden. Nun ist die Show in New York mit einem Internationalen Emmy Award ausgezeichnet worden. „De Grote Donorshow“ erhielt den rennomierten Preis in der Nacht zum Dienstag in der Kategorie Unterhaltung.

Bei der Gala gingen von den insgesamt zehn Auszeichnungen für Fernsehproduktionen außerhalb der USA sieben nach Großbritannien. Die drei nominierten deutschen Produktionen („Das Wunder von Berlin“, die RTL-Comedy „Geile Zeit“ und der Dokumentarfilm „Richard Serra“) gingen leer aus. Nominiert waren 40 Filme und Serien aus 16 Ländern. (PRO)

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