EAK-Debatte über „Kirche und Politik“

Auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Kirche trifft Politik", hat Bundesministerin Annette Schavan Christen zu mehr politischem Engagement aufgefordert. Sie trat gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake auf. Beide waren sich einig in der Überzeugung: Verantwortung fängt bei jedem einzelnen an.
Von PRO

„Jeder fange bei sich selber an.“ So lautete die Aufforderung, die am gestrigen Dienstagabend von der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anette Schavan, geäußert wurde. Gemeinsam mit dem KEP-Geschäftsführer und Beauftragtem der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA)in Berlin, Wolfgang Baake, referiert sie zum Thema „Handeln in Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Diese Verantwortung, so die Referenten, sei nicht nur von Medienmachern und Politikern wahrzunehmen, sondern vor allem von jedem einzelnen Bürger. Für die Reihe „Kirche trifft Politik“ des evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU Böblingen (EAK) begrüßte der Hänssler-Verlag in Holzgerlingen bei Stuttgart neben den Referenten etwa 100 Gäste.

Schavan kämpfte mit „ethischem Dilemma“

„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“, so sagt es das Grundgesetz der Bundesrepublik, müssen Politiker im Staat agieren. Für Schavan als Katholikin bedeutet das, sich zu fragen: „Wieviel Kraft steckt im Christentum für die Politik?“, wie also kann die Nachfolge Christi politisch Ausdruck finden. Die Bibel selbst, so ist die CDU-Politikerin sicher, stelle kein Programm dar, müsse aber Fundament christdemokratischen Handelns sein. Dass das zwar einfach klinge, in der Praxis aber zu erheblichen Schwierigkeiten führen könne, verdeutlichte sie am Thema Stammzellenforschung, dass sie als eine der größten Herausforderungen in ihrer Karriere bezeichnete. Niemals dürfe ein Anreiz geschaffen werden, menschliches Leben für die Forschung zu missbrauchen. Ein „ethisches Dilemma“ hätte sich für sie aus ihrer Stellung als Forschungsministerin ergeben, als welche sie andererseits den medizinischen Fortschritt fördern wolle. 2007 hatte sich Schavan für die Lockerung der „Stichtagsregelung“ eingesetzt, also der Festlegung, dass nur Stammzellen nach Deutschland importiert werden dürfen, die vor 2002 gewonnen wurden. Durch dieses Gesetz sollte die zusätzliche Produktion von Stammzellen durch künstlich gezüchtete menschliche Embryonen verhindert werden. Schavan war besonders von christlicher Seite für ihr Vorhaben diese Regelung zu lockern, kritisiert worden.

Baake: „Als Christen in den Medien Verantwortung übernehmen“

Während Schavan die politische Seite in „Kirche trifft Politik“ vertrat, kam Baake an diesem Abend die Kirchenperspektive zu. Besonders die Medien seien es, die im demokratischen Staat Macht ausübten. Journalisten müssten sich dieser Verantwortung bewusst sein. Seien diese Medienmacher dann auch noch Christen, müssten sie vor allem „akzeptieren, dass über mir noch jemand ist, dem ich Rechenschaft schuldig bin“, so Baake. Gleiches gelte selbstverständlich für Politiker: „Die Grenze ist da, wo die Gebote Gottes überschritten werden“, erklärte er seine Vorstellung von christlich inspirierter Politik. „Beim Schutz der Würde des Menschen etwa kann es keine Kompromisse geben.“

„Veränderung fängt bei jedem Einzelnen an“

Orientierung, so stellte Baake fest, benötige die Gesellschaft derzeit am dringendsten, und diese könne „nur von orientierten Menschen, Christen, kommen“. So war es am Ende eines harmonischen Abends das Thema Werteverfall, bei dem zwischen Baake und Schavan doch noch Uneinigkeit aufkam. „Wir brauchen keinen Kulturpessimismus“, erklärte die Bildungsministerin und fügte überzeugt hinzu: „Die Welt wird nicht schlechter, sie wird anders.“ Baake hingegen berief sich auf die Finanzkrise, um festzustellen: „Der Mensch muss sich ändern“ und dem „Streben nach Mehr“ eine Absage erteilen. „Wenn sich die Gesellschaft sich ändern soll, fängt das aber bei jedem einzelnen an“, erklärte der KEP-Geschäftsführer schließlich. Eine These, die auch Frau Schavan nur bejahen konnte. (PRO)

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