Kind im Raum? Fernseher aus!

Kinder, die in einem Raum spielen, in dem ein Fernseher läuft, werden davon so abgelenkt, dass sie sich weniger mit ihrem Spielzeug beschäftigen. Das fanden Forscher der Universität Massachusetts heraus. Ein Wissenschaftler verglich das Hintergrundfernsehen mit dem Passiv-Rauchen.
Von PRO

Wenn Kinder, die drei Jahre oder jünger sind, in einem Raum spielen, in dem ein Fernseher mit einer Erwachsenen-Sendung läuft, ist die Zeit, die sie mit ihren Spielsachen verbringen, etwa fünf Prozent kürzer, als wenn kein Fernseher läuft. Ohne Fernseher waren die Spielphasen zudem fokussierter und sie dauerten länger an.

„Hintergrundfernsehen hat einen störenden und ablenkenden Einfluss“, sagte Studienleiter Daniel Anderson, Professor für Psychologie an der Universität Massachusetts in Amherst, gegenüber dem Magazin „HealthDay“. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Fernseher die Kinder davon abhält, ihre Aufmerksamkeit für einen längeren Zeitraum bei einer Sache zu halten. Wenn sie sich in der Entwicklung befinden, beginnen sie damit, ihre Fähigkeiten zu trainieren, ihre Aufmerksamkeit den Anforderungen entsprechend zu organisieren.“

Anderson warnt: „Eltern denken oft, dass der Fernseher im Hintergrund nichts ausmacht, weil das Programm nicht auf Kinder ausgerichtet ist. Aber nur weil ein Kind dem gegenüber keine direkte Aufmerksamkeit zeigt, heißt das nicht, dass es keinen störenden Effekt hat.“

Ihre Studie veröffentlichten die Forscher in der Ausgabe Juli/August des Magazins „Child Development“. Sie untersuchten 50 Kleinkinder im Alter von 12, 24 oder 36 Monaten. Die Kleinen sollten in Begleitung eines Elternteils eine Stunde lang mit Spielsachen spielen. Eine halbe Stunde lief dabei auf einem Fernseher im gleichen Raum eine Show für Erwachsene. Während der restlichen Zeit blieb das Gerät abgeschaltet. Bei eingeschaltetem Fernseher war die Spieldauer der Kinder deutlich kürzer, und auch die Phasen, in denen sie sich auf das Spielen konzentrierten, waren kürzer.

Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde (AAP) empfiehlt, dass Kinder, die zwei Jahre alt oder jünger sind, keinem Bildschirm ausgesetzt werden. Für ältere Kinder gelte es, die Zeiten – in Bezug auf Fernsehen ebenso wie auf Videospiele und Computer – auf ein oder zwei Stunden pro Tag einzuschränken. Diese Richtlinien gelten nicht für das Hintergrundfernsehen, so die Forscher.

Ursache für ADS?

Daniel Bronfin, Kinderarzt aus New Orleans, vergleicht Hintergrundfernsehen gar mit Passiv-Rauchen. „Es hält die Kinder vom Spielen ab.“ Bronfin vermutet, dass diese Ablenkung ein Grund für den Anstieg von Verhaltensstörungen sein könnte, wie etwa das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS). Beide Forscher, Anderson und Bronfin, empfehlen, den Fernseher auszuschalten, wenn ein Kind im Raum spielt.

Auch die Vorsitzende des deutschen Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Christa Schaff, warnte: „Fernsehen im Hintergrund stört durch seine ständig wechselnden audiovisuellen Reize Kinder bei intensiver spielerischer Beschäftigung und stellt somit eine potentielle Gefahr dar.“ (PRO)

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