Christliche Unternehmenskultur: Peter Gablers „Back Factory“

Mit einer simplen Geschäftsidee fing es an, das Unternehmen "Back Factory". Peter Gabler eröffnete im Jahr 2002 einen Shop für Backwaren, in dem sich Kunden selbst bedienen können. Mittlerweile bieten mehr als 100 Franchise-Läden in ganz Deutschland unter dem Firmennamen Brötchen und Baguette an. Doch neben dem wirtschaftlichem Erfolg ist Gabler vor allem eines wichtig: Eine Unternehmenskultur auf Basis christlicher Werte, die auch in der Praxis Bestand hat.
Von PRO

Von Johannes Lehmpfuhl

Arbeit nimmt in unserer Gesellschaft eine immer wichtiger werdende Funktion ein: Sie ist nicht mehr allein Selbstzweck zur Finanzierung des Lebensunterhalts. Der Arbeitsplatz wird neben der Familie und dem Freundeskreis zum zweiten Lebensmittelpunkt; mit einem Unterschied: Soziale Beziehungen zu Arbeitskollegen und Vorgesetzten kann man sich nicht aussuchen. Die Frage nach dem firmeninternen Umgang miteinander ist daher von entscheidender Bedeutung, ob sich ein Mitarbeiter wohl fühlt und gern zur Arbeit geht, oder ob die Arbeit zum notwendigen Übel wird.

Einfältig und simpel: Die Geschäftsidee von Peter Gabler

Peter Gabler (Hamburg) kennt die Tücken und Führungsstile in Unternehmen. Er selbst war 13 Jahre lang als Einkaufsleiter und Prokurist bei Aldi Süd tätig, bevor ihm der zündende Gedanke kam: Warum nicht eine eigene Firma gründen – sich selbstständig machen? Oft sind die besten Ideen die, die einfältig und simpel sind. Der Weg in die Selbstständigkeit, so sagt er, sei nicht mal schwer. Es gebe einige Regeln zu berücksichtigen, wie die Erstellung eines Businessplans, externe Beratung in kaufmännischen und juristischen Belangen oder die korrekte Finanzierung. Wenn dieser Fahrplan abgearbeitet sei, könne man beruhigt sein Business starten, ohne zu den sieben von zehn Selbstständigen zu gehören, die nach fünf Jahren scheitern.

Gablers Idee war simpel und einfältig: Ein SB-Bäcker, der frische Backwaren verkauft und dazu besonders günstig ist. Die Eröffnung einer ersten Testfiliale in Bielefeld erfolgte im Jahr 2002 unter dem Namen „Back Factory“. Die Zentrale des Unternehmens befindet sich in Hamburg. Juristische Gründe waren ausschlaggebend für den Namen, der in Kombination mit dem englischen Wort „Factory“ soviel wie „Rückenfabrik“ bedeutet. Der damalige Wunschname „Backfabrik“ war ein zu allgemein gehaltenes Wort, was das Patentamt nicht schützen wollte. Nachdem die Namensfindung und der Start des ersten Shops erfolgreich waren, expandierte der Unternehmer mit der tiefen Bassstimme eifrig. Sechs Jahre später kann der Geschäftsführer auf eine erstaunliche Erfolgsgeschichte zurückblicken: 105 Filialen von Kiel bis Ulm und über 800 geschaffene Arbeitsplätze. Das Besondere an seinem Unternehmen ist das Franchisesystem. Das Unternehmen „Back Factory“ bietet ein Unternehmenskonzept mit einer gefestigten Marke an. Die Franchise-Nehmer übernehmen eine verhältnismäßig geringe Summe von Eigenkapital und können sich abseits von verwaltungstechnischen und strategischen Aufgaben auf das Kerngeschäft im Verkauf konzentrieren. Trotz vertraglicher Bindung sind sie dann selbstständig.

Mitarbeiterführung biblisch

Das System allein ist noch keine Besonderheit: Firmen wie McDonalds und Subway arbeiten nach dem gleichen Geschäftsprinzip. Unternehmer Gabler allerdings arbeitete neben den klassischen Kriterien für eine Unternehmensgründung eine außergewöhnliche Komponente in seine Planung ein: Die der Unternehmenskultur, auf Basis christlicher Werte. Gern erzählt er von dem Treffen mit seinen Führungskräften an der Ostsee. Man wollte in gemütlicher Atmosphäre erarbeiten, wie das Miteinander bei „Back Factory“ zu funktionieren habe. Erstaunlich war das Resultat. Menschen, die den christlichen Glauben nicht entscheidend leben, einigten sich auf einen zentralen Leitsatz: „Behandele jeden Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest“. Das, was dazu in der Bibel steht, im Matthäusevangelium, Kapitel 7 Vers 12, diente von da an als verbindliche Handlungsanweisung für jeden Mitarbeiter. Der nationale Verkaufsleiter Swen Jaggard aus dem Hessischen Grünstadt sagt dazu: „Wir versuchen, im Unternehmen wie eine große Familie zu leben – von den Führungsetagen, über die Verkäuferin, bis hin zu den Reinigungskräften“. Er selbst ist seit fünf Jahren bei der „Back Factory“ angestellt und weiß wie andere Firmen mit ihren Mitarbeitern umgehen: „Vorher habe ich bei einer großen Bank in Frankfurt gearbeitet. Die hatten nichts mit Werten am Hut – da war man nur eine Nummer von vielen“.

Franchising bedeutet natürlich auch eingeschränkte Kontrolle gegenüber den Partnern, die einen Backshop eröffnen. Peter Gabler setzt aus diesem Grund auf vielfältige Schulungsangebote, die teils verpflichtend, teils freiwillig sind. Wenn die Unternehmensphilosophie auf Handlungsanweisungen aus der Bibel basiert vorgestellt wird, stößt Gabler stets auf offene Ohren. Achtung und Respekt sind die Unterschiede zur gängigen Praxis in der Mitarbeiterführung. Jeder Mitarbeiter bekommt Achtung und Respekt und gibt genau das weiter. So entsteht ein Kreislauf, der in den Angestellten nicht nur eine Ware, sondern ihn als einen wertvollen Menschen sieht – auch bei den Löhnen wird dies deutlich. „Uns ist wichtig, dass wir gute Mindestlöhne zahlen. Dafür brauchen wir keine staatlichen Vorgaben“, sagt Gabler. Er könne die Löhne seinen Partnern nicht vorschreiben, aber ermutigt sie fair zu sein. Solle das nicht der Fall sein, dann „gibt es Sanktionen, bis dahin, dass man sich von jemanden trennen muss“. Rendite geht eben nicht über alles. Gabler will mit seiner „Back Factory“ nämlich nicht die größte SB-Kette werden – er möchte die wirtschaftlich gesündeste sein.

Gewinn geht an „Spring“

Gabler möchte als Führungspersönlichkeit Vorbild sein, Mitarbeiter auf einen Weg begleiten, den sie selbst noch nicht sehen und sie ermutigen. So haben sich schon mehrfach seelsorgerliche Gespräche entwickelt, die mit dem Berufsleben nichts mehr gemeinsam haben. Die Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen zeigt Gablers Engagement bei „Springh“. Die 3.000 Teilnehmer in Ruhpolding konnten sich schon 2007 von den Backwaren und Kaffeegetränken der „Back Factory“ überzeugen. Der Gewinn, der auf dem Festival erwirtschaftet wird, wird zu 100 Prozent an „Spring“ gespendet. Entsprechend hoch ist der Andrang beim Shop in der ruhpoldinger Eishalle. Brezeln, Brötchen und Berliner werden im Minutentakt in den Ofen geschoben und selbst die Eröffnungsrede des bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein konnten die zehn Mitarbeiter kaum verfolgen. Swen Jaggard war mit dem linken Ohr am Ofen und mit dem rechten bei seinen Mitarbeitern, die Nachschub verlangten. Einsatz, der sich in dem freundlichen Kollegium eben bezahlt macht und wertgeschätzt wird. Das ist der Schlüssel zum Erfolg, denn Gabler weiß wie sich die Wirtschaft entwickeln wird: Der Wettbewerb der Zukunft geht nicht mehr in erster Linie um den Kunden, sondern um den besten Mitarbeiter.

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