In einem Interview mit der Kirchenzeitung „Die Nordelbische“ sprach sich die Senatorin grundsätzlich gegen den Abriss von Kirchen aus. „Jeder Abriss ist eine Kapitulation unserer christlichen Gesellschaft“, sagte Welck. Die Gebäude seien wegen ihrer hohen architektonischen Qualität und des identitätsstiftenden Charakters für Städte wie Hamburg unentbehrlich. Sie würden auch Raum für die „soziokulturelle Gemeinschaft“ in den Stadtteilen bieten. Alternative Nutzungsmöglichkeiten hält die Senatorin für noch längst nicht ausgeschöpft. Kirchengebäude böten sich etwa für Theateraufführungen und Konzerte an, so Welck. Nutzungen als Discothek hingegen finde sie „entsetzlich“.
Auch islamische Gemeinden sollten die ungenutzten Gotteshäuser übernehmen, so Welck. „Bevor ein Gotteshaus abgerissen wird, würde ich es lieber als Moschee an eine islamische Gemeinde abgeben“, sagte sie.
Damit widerspricht sie der offiziellen Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, der in der „Handreichung“ mit dem Titel „Klarheit und gute Nachbarschaft – Christen und Muslime in Deutschland“ im November 2006 erklärte: „Obwohl Kirchengebäude aus reformatorischer Sicht nicht als heilige Räume gelten, muss man doch sehr wohl zwischen ihrem Gebrauchswert und ihrem Symbolwert unterscheiden. Bei der Überlassung von Kirchen an muslimische Gemeinschaften geht es vor allen Dingen um deren Symbolwert.“ Die Umwidmung einer Kirche in eine Moschee werde oftmals „von vielen Christen nicht nur als ein persönlicher Verlust empfunden, sondern kann darüber hinaus auch zu Irritationen in der öffentlichen Wahrnehmung führen: Der äußere Symbolwert der Kirche bleibt erhalten, im Inneren wird jedoch eine andere Religion praktiziert. So entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, die Christen würden vor dem Islam zurückweichen, oder Islam und Christentum seien letztlich austauschbare Religionen.“
Auch der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Engelbert Lütke Daldrup, warnte in Weimar auf einer dreitägigen Konferenz der evangelischen Kirche über neue Nutzungen von Sakralbauten, die Gemeinden sollten zunächst immer die Möglichkeit einer Stilllegung erwägen. Der Städteplaner wandte sich gegen völlig kirchenferne Nutzungen.
Nach Schätzung des stellvertretenden Vorsitzenden der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland (EAID), Manfred Keller, sind bis zu 15 Prozent der rund 45 000 Kirchen und Kapellen in Deutschland in ihrem Bestand bedroht. Es gibt rund 2.500 islamischen Gebetsstätten in Deutschland. Davon sind jedoch nur rund 70 in ihrer äußeren baulichen Gestalt als Moscheen erkennbar.
Senatorin Welck ist Präsidentin des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Mai 2009. Zur dessen Losung „Mensch, wo bist Du?“ aus 1. Mose 3, 9 erklärte sie, sie enthalte vor allem den Appell an die Verantwortung von Christen für die Welt. „Wir werden gleichsam aufgefordert, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.“ Dies gelte unter anderem für „die großen Zukunftsthemen“ wie Globalisierung und interkultureller Dialog. (PRO)