„Phoenix“-Doku: Türkische Christen leben gefährlich

Christen in der Türkei leben weiter gefährlich und werden in der Ausübung ihres Glaubens eingeschränkt. Das zeigte eine Dokumentation, die am Mittwochabend auf "Phoenix" ausgestrahlt wurde. Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung. So kehren syrisch-orthodoxe Christen nach Jahren im Exil in ihre Heimat zurück. "Ich habe keine Angst, weil ich auf Gott und Jesus vertraue", sagte einer in der Sendung.
Von PRO

Der Film „Christen unterm Halbmond. Zwischen Angst und Hoffnung“ konzentriert sich auf die Region des Tur Abdin („Berg der Knechte Gottes“) im Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien und dem Irak. Dort leben die Menschen nach alter Tradition, fast ohne die technischen Errungenschaften der modernen Gesellschaft. So ist ein Bauer zu sehen, der mit einem einfachen Pflug und zwei Ochsen ein Feld bearbeitet. Die Menschen sprechen einen neu-aramäischen Dialekt, müssen aber auch Türkisch lernen. Ein Pfarrer hat sich nach 20 Jahren in der Schweiz wieder dorthin begeben. Ihm sei bewusst, dass er in der Türkei möglicherweise einem Anschlag zum Opfer fallen könne. Doch dazu sei er bereit, sagt er vor der Kamera.

Moslems entführen Christen

Ein Kollege wurde einmal überfallen, als er in einem Nachbarort einen Ostergottesdienst abhalten wollte. Er berichtet in der Reportage, wie ihn Muslime entführten und versuchten, ihn zum Religionswechsel zu zwingen. Doch er blieb trotz Folter standhaft, bis ihm nach einigen Monaten die Flucht gelang. Solche Entführungen finden in diesem Gebiet öfter statt, oft werden die Christen dann von Verwandten oder Glaubensgenossen im Westen freigekauft. „Doch mich hat Gott ohne Lösegeld befreit“, so der Pfarrer in der Fernsehdokumentation. Er vermutet, dass die Entführer im Auftrag der Hisbollah-Miliz gehandelt haben. Auch vor Mordanschlägen auf Christen schrecken Muslime in der Türkei nicht zurück.

Das Gebiet ist geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen türkischer Armee und kurdischen Rebellen. Die aramäischen Christen gerieten gegen ihren Willen zwischen die Fronten. Sie erschienen Vertretern beider Seiten verdächtig. Auch unter ihnen gab es Tote, obwohl sie an dem Konflikt nicht beteiligt waren.

Hoffnung nicht aufgeben

Doch die Aramäer aus der Türkei wollen die Hoffnung auf ein friedliches Leben in ihrer Heimat nicht aufgeben. Rückkehrer aus westlichen Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder Schweden haben ein neues Dorf gegründet. Die Häuser sind moderner und schöner als andere in der Gegend. Die Heimkehrer fürchten sich nach eigener Aussage nicht vor Neid, der früher schon Anlass zu gewaltsamen Aktionen gegen die Aramäer gab.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fielen zahlreiche Christen in der Türkei militanten Aktionen wie Deportationen und Massakern zum Opfer. Die Autorin Monika Siegfried-Hagenow nimmt in der Sendung kein Blatt vor den Mund und spricht beispielsweise offen vom „Völkermord“ an den Armeniern. Dieser wird von der türkischen Regierung nicht anerkannt. Wer ihn thematisiert, muss mit einem gerichtlichen Strafverfahren rechnen. Auch weist die Autorin darauf hin, dass aramäische Ortschaften fast völlig ausgelöscht wurden. Sie erhielten eine türkischen Namen und wurden von Moslems besiedelt. Von 80 Klöstern in der Region sind noch sieben bewohnt. Einst boten sie Menschen Zuflucht vor Verfolgung und Unterdrückung, später mussten die Christen selbst darunter leiden.

Am Ende der Dokumentation kommt auch der Mord an drei Mitarbeitern des Zirve-Bibelverlages in Malatya zur Sprache – unter ihnen war der Deutsche Tilman Geske. Filmautorin Siegfried-Hagenow macht während des gesamten Beitrags deutlich, dass der Weg in die EU für eine Türkei, die Christen diskriminiert, noch sehr weit sein dürfte.

Die Sendung wird auf Phoenix am 18. Februar um 14 Uhr wiederholt.

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