Pfarrer: „Halloween ist Anleitung zur Erpressung“

S y k e (PRO) - Halloween wird nicht nur in den USA mit schaurigen Kostümen und ausgelassenen Partys gefeiert. Auch in heimischen Gefilden gibt es immer mehr Fans und rüde Gebräuche. Doch ebenso steigt auch die Kritik. Sigi Schritt, Redakteur der "Kreiszeitung Syke" in Niedersachsen, hat sich unter Pfarrern umgehört.
Von PRO

„Halloween ist eine Anleitung zur Erpressung“, sagt der Leester Pastor Ele Brusermann und lehnt die Lust am Gruseln ab. Er kritisiert bei dem aus den USA übergeschwappten Brauch, dass Kinder an heimischen Türen Süßes verlangen und – wenn sie es nicht bekommen – „Saures geben“. Brusermann weiter: „Kinder werden dabei definitiv angeleitet, Menschen zu erschrecken und unter Druck zu setzen. Das lehne ich ab, weil es nicht witzig ist.“

Pastor Albert Gerling-Jacobi (Kirchweyhe) weiß, was mit Saurem gemeint ist: „Kinder seifen beispielsweise Türklinken ein und beschmieren Autos.“ Juristen bewerten dies als Sachbeschädigungen. Eine Statistik gibt es darüber nicht, sagt Johann-Dieter Oldenburg, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes des örtlichen Polizeikommissariat, weil nicht ermittelt werden kann, ob solche Taten einen entsprechenden Hintergrund haben oder nicht.

„Clevere Geschäftsidee“

Halloween sei mit Sicherheit eine „clevere Geschäftsidee“, kommentiert Pastor Gerling-Jacobi, jedoch werde „damit der Reformationsfesttag der evangelischen Kirche völlig überdeckt“. Der Leester Pastor Holger Tietz wirbt dagegen für die Reformationsgottesdienste, weil „der Mensch auf seine Würde angesprochen wird“, während er bei „Halloween zur Klamauk-Figur“ degradiert werde. „Halloween ist kein harmloser Spaß“, sagt auch Sabine Wrage von der Leester Kinderkirche. Für manche mag Halloween nur ein gruseliges Kostümfest sein. Auffallend ist aber, dass Halloween in vielen Horrorfilmen stets das Datum ist, an dem die grausamsten Verbrechen begangen werden.

Seinen Ursprung hat Halloween in der Tradition der keltischen Druiden. Gemäß ihres Kalenders feierten sie an diesem Datum den Jahreswechsel, den Übergang von der warmen zur kalten Jahreszeit. Zudem wurde der Todesfürst „Samhain“ verehrt und der verstorbenen Seelen gedacht. Die Leester Pastorin Melanie Simon ergänzt, dass angenommen wurde, die Tür zum Jenseits stünde offen. Man verkleidete sich, damit die Toten die Lebenden nicht erkennen.

Kurioserweise hat der Name „Halloween“ jedoch eine christliche Herkunft. Seit dem neunten Jahrhundert feiern Christen in aller Welt am 1. November Allerheiligen – der englische Name für diesen Feiertag lautet „All Hallows“. So nennt man den Vorabend „All Hallows Eve“, woraus abgekürzt „Halloween“ entstand.

„Viele wissen nicht einmal, worum es dem Reformator ging“

Pastorin Melanie Simon bedauert es, dass die Evangelische Kirche in Deutschland kein eigenes Ritual geschaffen habe, um die Reformation zu feiern: „Viele Gläubige wissen noch nicht einmal, worum es dem Reformator Luther ging.“ Sie kann die Begeisterung um Halloween zwar nachvollziehen, mahnt aber, Bräuche nicht unkritisch zu übernehmen. Gefährlich werde es, wenn Grenzen überschritten werden: „Halloween geht mit der Angst vor dem Dunkeln mit Aggressivität um, ich werbe dafür, Laterne zu laufen, um mit dem Licht Angst zu vertreiben.“

Die Reformation, die Martin Luther eingeleitet hatte, erklärt Silke Brandt vom evangelischen Kindergarten „Morgenland“ ihren Kindern in der Kurzfassung so: „Ein Mann hatte sich über die Kirche geärgert, dass sie Geschichten über Jesus nicht richtig erzählt. Der Mann war so sauer, dass er seine Gedanken aufgeschrieben und den Zettel an eine Kirchentür genagelt hatte.“ Die Kindergartenleiterin habe öfter an ihrer eigenen Haustür Kinder erlebt, die – etwa als Skelette verkleidet – um Süßigkeiten gebettelt hätten. Freundlich habe sie stets erklärt, dass sie erst wiederkommen mögen, wenn Nikolaustag sei. Dann nämlich gebe es für eine gesangliche Darbietung eine Belohnung.

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