Kein Ende der Diskussionen um Eva Herman

H a m b u r g (PRO) - Der ZDF-Moderator Johannes B. Kerner hat während der Aufzeichnung seiner Talkshow das Gespräch mit der früheren Fernsehmoderatorin Eva Herman abgebrochen. Der Moderator schloss die 48-Jährige nach einem ausführlichen Gespräch über ihre Aussagen und Positionen von der Sendung aus, Herman verließ das Studio.
Von PRO

Kerner hatte mit Eva Herman („Das Prinzip Arche Noah“) über ihre Ansichten und umstrittenen Äußerungen zu Familienwerten im Nationalsozialismus gesprochen.

Die Buchautorin verwahrte sich dagegen, in die „rechte Ecke“ gestellt zu werden. „Wenn man sich heute für Werte einsetzt, wird die braune Keule geschwungen“, sagte Herman. Sie sprach auch darüber, dass „Deutschland die niedrigste Geburtenrate habe“ und die Ursache dafür in der 68er-Bewegung liege. Aus der Bevölkerung habe sie „enormen Zuspruch“ für ihre Positionen etwa zur Förderung der Familie oder zu ihrer Kritik an der Politik des Bundesfamilienministeriums erhalten.

Herman sagte später, wenn man nicht über Familienwerte der Nazis reden dürfe, spiele man der rechten Szene in die Hände. Damals seien auch Autobahnen gebaut worden, auch das müsse man sagen können, fügte Herman hinzu. Ihr werde pausenlos unterstellt, sie „sei im Kopf rechts“, so die Autorin. Kerner fragte daraufhin, ob sie ihre Äußerung von der Pressekonferenz nochmals so sagen würde. Herman wich einer konkreten Antwort aus und sagte, man könne nicht mehr über deutsche Geschichte sprechen, ohne sich zu gefährden. Nach massiven Protesten der weiteren Talkshowgäste – insbesondere von der Fernsehmoderatorin Margarete Schreinemarkers und der Schauspielerin Senta Berger, die forderten, das Gespräch mit Herman an dieser Stelle zu beenden, stellte Kerner Thesen aus Hermans Büchern zur Diskussion. Berger drohte im Laufe der Debatte darüber, die Talkshow zu verlassen. Daraufhin sagte Kerner: „Ich entscheide mich für die anderen drei Gäste und verabschiede mich von Eva Herman.“ Die Buchautorin verließ daraufhin vor laufender Kamera das Fernsehstudio.

Kerner sagte laut ZDF im Anschluss der Aufzeichnung der Sendung: „Ich hatte die Hoffnung, dass Frau Herman ihre problematischen Äußerungen im Gespräch relativieren würde. Als klar war, dass wir dabei nicht weiterkommen, habe ich das Gespräch abgebrochen.“ ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut kommentierte, Kerner habe sich „vollkommen richtig verhalten“.

Debatte um Auftritt Hermans vor Katholiken

Für Diskussionen sorgte in den vergangenen Tagen auch der Auftritt Hermans vor dem „Forum Deutscher Katholiken“ in Fulda. Dort hielt die Autorin einen Vortrag zum Thema Familie und Werte. Offenbar aufgrund ihres Auftritts hatte der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) seine Schirmherrschaft für den Kongress zurückgezogen.

Am Donnerstag kritisierte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, die katholische Kirche mit scharfen Worten. Er erwarte ein „klärendes Wort“ von Kardinal Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Graumann wörtlich: „Angesichts der hässlichen Häufung von kritikwürdigen Vorfällen – die wirren Vergleiche des Kölner Kardinals Meissner mit entarteter Kunst, die Ausfälle während der Israel-Reise der Bischofskonferenz im Sommer, sowie der jetzige Vorfall beim Forum Deutscher Katholiken – muss sich die deutsche Bischofskonferenz der Katholischen Kirche fragen lassen, ob nicht langsam doch ein klärendes Wort des Vorsitzenden Kardinal Lehmann fällig ist.“

In einer Erklärung kritisierte Graumann weiter: „Der ‚tosende Beifall‘ für die ehemalige Tagesschausprecherin Eva Herman beim Kongress des ‚Forums Deutscher Katholiken‘ ist nicht nur ein Armutszeugnis für die Teilnehmer, sondern auch eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich über 60 Jahre in der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur engagiert haben.“

Eva Herman sei „völlig zu Recht“ vom NDR entlassen worden, „nicht etwa weil sie die Grundwerte von Ehe, Familie und Kindern propagierte, sondern weil sie den Ursprung dieser Werte in direkten Zusammenhang mit nationalsozialistischer Familienideologie brachte und diese damit teilweise verherrlichte“, so Graumann. Die Grundwerte von Ehe, Familie und Kindern seien keineswegs von den Nazis erfunden, sondern von ihnen schändlich missbraucht worden. Anerkennung und Unterstützung verdiene dagegen der Rückzug des hessischen Wirtschaftsministers Rhiel, meinte Graumann.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zeigte sich brüskiert, so die Deutsche Presseagentur (dpa). Auf Anfrage nannte eine Sprecherin der Bischofskonferenz die Äußerungen Graumanns „auf befremdliche Weise einseitig und im Ton unangemessen“. Sie würden dem Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum in keiner Weise gerecht und seien einer seriösen Auseinandersetzung nicht dienlich.

Grundfrage: Wie sind ihre Aussagen zu verstehen?

Seit ihren Äußerungen während der Vorstellung ihres neuen Buches „Das Prinzip Arche Noah“ Anfang September steht Eva Herman in der Kritik. Wörtlich hatte Herman damals gesagt: „Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben….“

Wie die Worte „richtig“ zu interpretieren sind und ob diese auch die Entlassung Hermans durch den NDR rechtfertigen, will die ehemalige Moderatorin vor Gericht klären lassen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Mittwochsausgabe berichtet, hat Eva Herman Klage beim Amtsgericht Hamburg gegen ihre Kündigung eingereicht.

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